Spätes Gedenken an Opfer der Kärntner NS-Justiz

Spät aber doch wird am Kärntner Landesgericht eine Gedenktafel für die Kärntner Opfer der NS-Justiz angebracht werden, für Widerstandskämpfer aus beiden Volksgruppen.

Klagenfurt - "Sie haben ein hochverräterisches Unternehmen vorbereitet und während des Kriegs Feindmächten Vorschub geleistet", heißt es in der Anklageschrift der NS-Justiz. Am 12. Jänner 1945 wurden in Graz die Todesurteile an den Kärntner Widerstandskämpfern der "Gruppe Käfer" vollstreckt. Zehn Tage vorher hatte NS-"Blutrichter" Roland Freisler die insgesamt 13 Angeklagten am Klagenfurter Landesgericht persönlich zum Tod durch den Strang und durch Enthauptung verurteilt. Drei mussten ins Straflager. Freisler hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst nach Klagenfurt zu kommen, um den Widerstand in Kärnten schon im Keim zu ersticken.

Bis heute sind das Ehepaar Markus und Irma Käfer und die von ihnen geleitete Widerstandsgruppe aus dem kollektiven Kärntner Gedächtnis ausgeklammert. Bis heute umgibt auch deren Nachkommen die Aura des Verrats und der Kollaboration mit den "Feindmächten" des Nazi-Regimes. Das will eine Plattform, bestehend unter anderen aus den Organisationen Memorial Kärnten/Koroska, dem Slowenischen Kulturverband sowie Österreichische Hochschülerschaft, nun ändern.

Am 29. Mai soll ein Gedenkmarsch in Klagenfurt an die Widerstandskämpfer erinnern. Dieser wird am damaligen Gestapo-Hauptquartier, dem heutigen Museum Moderner Kunst (MMKK), seinen Ausgang nehmen und bis vor das Klagenfurter Landesgericht führen. Dort soll auch eine Gedenktafel für Opfer der NS-Justiz angebracht werden.

Für die Aufarbeitung der jüngeren Geschichte Kärntens dürfte interessant sein, dass Markus Käfer auch ein hochdekorierter Abwehrkämpfer gewesen war, ebenso wie sein Mitstreiter Markus Zellnig und andere Kämpfer. Teilweise wurden auch deren Kinder unter das Fallbeil geschleppt, und ihre Familien fielen der NS-Sippenhaft zum Opfer. Den Bauernhof der Käfers etwa übernahm der örtliche NS-Bauernführer.

"Einmalig bei dieser Gruppe ist, dass sie aktiv in den Kampf der Partisanen der Befreiungsfront OF eingebunden waren und aus beiden Volksgruppen stammten", erläutert Organisator Franc Wakounig. Zweisprachig soll daher auch das Gedenken an die Widerstandskämpfer sein.

Die Verurteilung der "Gruppe Käfer" war die letzte des NS-Blutrichters Freisler in Kärnten. Kurz darauf wurde er in Berlin von einer Bombe getötet. (stein, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.4.2011)