Josef Populorum: Lobisser? Über die politische Wirkungsweise bildnerischer Formen.

Künstlerische Interventionen in ein problematisches Erbe Kärntner „Heimatkunst“ des Künstlers Josef Populorum. Freitag 24. Juni, 20.30 im Raj, Verein Innenhofkultur, Badgasse 7, Klagenfurt. Josef Populorum (Wien) im Gespräch mit Karin Schneider und Klaus Schönberger
Wann

24.06.2016 von 19:30 bis 21:30 (CET / UTC200)

Bundesland

Kärnten

Wo

kaernten

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Mittels minimaler Verfremdungen transferiert der Künstler Josef Populorum Holzschnitte des für seine Nazi-Propaganda bekannten Kärntner Künstlers Suitbert Lobisser in zeitgenössische Propaganda des Haider-Kärntens. Ein ironischer Kommentar dessen, was wir heute vorfinden: „Kärnten wird reich!“ Damit wird die Frage nach der Verbindung des Gewesenen mit dem Gegenwärtigen gestellt. Die Form der Auseinandersetzung geht jedoch nochmals tiefer als nach Kontinuitäten von Künstlerbiografien, Aufträgen und Bildpräsenz zu fragen. Populorum interessiert sich dafür, wie der formale Einsatz von ästhetischen Mitteln und bestimmter Bildsprachen eine Idee von „Heimat“ und „Heimeligkeit“ auf einer subtilen, sinnlichen und damit nachhaltigen Ebene erzeugen konnte und kann.

 

Anhand konkreter, vermeintlich „unpolitischer“ Bildbeispiele von Lobisser wird diskutiert, wie bestimmte formale, künstlerische Setzungen von „Heimatbildern“ den Boden für deutsch-nationalistisches und nazistisches Gedankengut bereiten konnten. Es geht somit um ein Verständnis der Rolle von Ästhetik und Bildsprachen bei der Erzeugung von politischen Haltungen und Praxen. Populorum versteht dies jedoch nicht in Form eines theoriebezogenen Diskurses. Ihm geht es vielmehr um die sinnlich-praktische Vermittlung eines Verständnisses der Wirkungsweise von Bildern. Das Durcharbeiten von Geschichte ist für ihn ein Durcharbeiten im wörtlichen Sinne künstlerisch- handwerklicher Arbeit: Basierend auf einer monatelangen Recherche zu und Auseinandersetzung mit den Lobisser-Holzschnitten gelangt er über ihre Reproduktion zu einem tiefen Verständnis ihrer Wirkungsweisen. Dabei ist für ihn die Vermittlungspraxis zentral und somit der Vorschlag, dass wir alle Hand anlegen um im gemeinsamen Tun am Material zu verstehen wie dieses für Propagandazwecke zum Einsatz kommen kann.

Zum Künstler:

Josef Populorum lebt in Wien als Künstler und Kunsterzieher. Er beteiligte sich an der Ausstellung „KuNSt des Vergessens“, 2015, Galerie Freihaus der            Stadt Villach sowie der Ausstellung „Ans Meer – Geschichte des Adriaurlaubes“, Sonderausstellung des Vereins Industriekultur und Alltagsgeschichte, 2012, im Museum der Stadt Villach; 1990 war er als Vorsitzender der ÖH an der Akademie der bildenden Künste in Wien Mitherausgeber des Bandes „Im Reich der Kunst. Die Wiener Akademie der bildenden Künste und die faschistische Kunstpolitik“.