HistorikerInnenbeirat, erste Empfehlungen

Der Gemeinderat der Stadt Krems hat die ersten Empfehlungen des neu etablierten Beirats zur Kenntnis genommen

Der neu gegründete HistorikerInnenbeirat hat erste Vorschläge für den Umgang mit Zeitgeschichte in Krems gemacht. Im Gemeinderat der Stadt Krems wurden die Empfehlungen des Beirats durchaus kontroversiell diskutiert. in weiteren Schritten sollen nun die Empfehlungen auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüft werden. Hier die vier Themen und die Empfehlungen in Kurzform:

 

Thema 1: Denkmal für Karl Eibl

Empfehlung: Das Denkmal für den Wehrmachtsgeneral Karl Eibl soll bestehen bleiben, jedoch in einen größeren Kontext eingebettet werden. Dies beinhaltet die Biografie der Person sowie die Geschichte des Denkmals. Es wird empfohlen, keinen Kranz mehr niederzulegen. Gleichzeitig wird die Empfehlung formuliert, eine Tafel mit Basisinformationen aufzustellen, die eine Weiterleitung zu ausführlicheren Texten ermöglicht; im Rahmen dessen kann ein Hinweis auf Deserteure erfolgen.

 

Thema 2: Maria-Grengg-Gasse

Empfehlung: Die nach der NS-nahen Schriftstellerin benannte Maria-Grengg-Gasse soll umbenannt, jedoch unter dem neuen Straßenschild eine Zusatztafel angebracht werden, die auf den früheren Namen und seinen Hintergrund verweist. Der anrainenden Schule kann ein Pool an Namensvorschlägen vorgelegt werden, aus dem – etwa im Rahmen eines Workshops – einer gewählt werden kann. Die bestehende Tafel auf Grenggs Geburtshaus soll mit Zusatzinformationen versehen werden. Sofern dies aus besitzrechtlichen Gründen nicht auf dem Gebäude selbst möglich ist, soll der öffentliche Raum dafür verwendet werden.

 

Thema 3: Hedwig-Stocker-Park

Empfehlung: Der namenlose Park gegenüber dem Therese-Mahrer-Park soll in Erinnerung an Hedwig Stocker, die von 1941 bis 1950 in der Haftanstalt Krems als Oberwachtmeisterin arbeitete, Hedwig-Stocker-Park benannt werden. Stocker zeigte während der NS-Zeit Menschlichkeit und unparteiische Gerechtigkeit in einem System, in dem Willkür besonders im Justizwesen auf der Tagesordnung stand. Ehemalige Gefangene attestierten ihr später, sie habe mit hohem persönlichen Risiko die inhaftierten Frauen mit Essen versorgt und ihnen ein menschliches Dasein ermöglicht. Nach dem Massaker von Stein am 6. April 1945 bereitete sie auf eigene Initiative die Flucht einiger Häftlinge vor; die Gefangene Maria Polak versteckte sie in ihrer Gartenhütte in Thalland. Außerdem rettete sie sieben Überlebende des Massakers. Die Benennung des Parks soll mit einer Zusatztafel mit Angaben zur Person erklärt werden.

 

Thema 4: Ehrengrab Franz Xaver Kießling

Empfehlung: Das Ehrengrab für den antisemitischen Heimatforscher Franz Xaver Kießling, der übrigens nie Ehrenbürger der Stadt Krems war, soll aufgelöst werden. Eine fotografische Dokumentation des derzeitigen Ist-Zustandes im Vorhinein wird empfohlen.

Kategorisierung

Region/Bundesland
Niederösterreich