Mobile der Geschichte

Präsentation im Parlament, Fr., 7. November 2008.

Module zur Vermittlung von Zeitgeschichte

Die aktuelle Geschichtswissenschaft und -didaktik hat sich von der „großen Erzählung“ abgewandt und beschäftigt sich eher mit Fragmenten. Stichprobenartig taucht sie in die Vergangenheit ein, differenziert und analysiert und erzeugt dadurch einen Teppich unterschiedlichster Sichtweisen.

Zum ausklingenden Gedenkjahr 2008 erschien es sinnvoll, den Fokus ebenfalls auf ausgewählte Aspekte der Ereignisse rund um den Anschluss Österreichs an Nazideutschland zu richten. Vier Teams von WissenschafterInnen beauftragt, eng umrissene, historische Felder zu beleuchten und interaktive Module zu deren Vermittlung zu entwickeln, die auch für den Einsatz im Schulunterricht konzipiert sind.

Der Meinung von Kultursprecher Dr. Wolfgang Zinggl nach, wäre das eine brauchbare Alternative zur Vermittlung von Zeitgeschichte jenseits der Vorstellung von in Beton gegossener Erzählung, wie sie ein „Haus der Geschichte“ immer nur liefern könnte. Hunderte solcher Unterrichtsmodule und ihre laufende Überarbeitung nach inhaltlichen wie didaktischen Kriterien wären eine sinnvollere Investition als ein weiterer, schwerfälliger "Museumstanker".

Bei den nun fertig gestellten Modulen handelt es sich um didaktisch aufbereitetes Material - authentischem Film-, Foto- oder Tonmaterial - zu spezifischen Fragestellungen.

1. Bilder vom Anschluss. Unsere Vorstellung von den Ereignissen 1938 wurde und wird nicht zuletzt auch von den Film-, und Fotoaufnahmen der NS-Propaganda bestimmt.  Fotografien und Amateur-Filmaufnahmen indes zeigen uns die vielfältige Verstrickung der ÖsterreicherInnen mit dem NS-Regime. Sie demonstrieren, wie weitreichend die Kombination aus politischer Lenkung und "Terror von unten" das Bild der Stadt Wien und den Alltag ihrer BürgerInnen geformt hat.
Vortragende: Siegfried Mattl, Historiker (Ludwig Boltzmann-Institut, Wien)
                      Michael Loebenstein, Kurator (Österreichisches Filmmuseum, Wien)

2. "Die Erfindung der Minderwertigkeit"
Karikaturen und Schmähschriften haben in den 1930er Jahren und auch früher das „Bild vom Juden“ in der Öffentlichkeit diffamierend geprägt und damit das Selbstbild der Jüdinnen und Juden beeinträchtigt. .
Eine der Reaktionen Jugendlicher darauf war die  Gründung der sehr erfolgreichen "HAKOAH" in Wien.

Wie würden sich SchülerInnen heute fühlen, wenn ähnlich mit Ihnen umgegangen werden würde? Wie sehen heute Jugendliche "die Juden" bzw. österr. Minderheiten?

Vortragende: Elenore Lappin, Historikerin (Institut für jüdische Geschichte Österreichs)
                      Christian Gmeiner, Kunstpädagoge (KPHVIE und HLA KUNST, Wien) und Künstler (mit Schwerpunkt Aufarbeitung der NS-Zeit)

3. Österreichs Minderheiten vor 1945. Wer eigentlich sind die österreichischen Minderheiten und was macht sie dazu? Und wie haben sich die vor, während und nach dem Anschluss zum Nationalsozialismus verhalten?

Vortragender: Gerhard Baumgartner, Historiker (Hg. d. Österreichischen                                                                 Zeitschrift für Geschichtswissenschaften)

4. Musikstadt Wien. Welche Rolle haben große Kultureinrichtungen wie die Wiener   Philharmoniker oder die Wiener Sängerknaben als Repräsentanten einer österreichischen Kultur beim Anschluss Österreichs an Deutschland gespielt?

Vortragende: Janine Wulz und Mathias Lichtenwagner (PolitikwissenschafterInnen)