Abbild und Reflexion

2. Zentrales Seminar, Stadtschlaining (Burgenland), 17. - 20. Oktober 2003

Abbild und Reflexion: Geschichte - Erinnerung - Vermittlung

Das Seminar hat zwei Schwerpunkte:
  • Die Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung im Burgenland und
  • Fragen der schulischen Vermittlung.

Ein zentrales Thema auf der Ebene der Geschichte ist der Einsatz von ungarischen Jüdinnen und Juden als Zwangsarbeiter/innen beim Bau des Südostwalls. Die Verfolgung der ungarischen Juden, die Todesmärsche und Auschwitz bilden dafür den Kontext.

Auf der Ebene des Gedächtnisses sind Rechnitz und die Auseinandersetzung um die Erinnerung an die ausgelöschte jüdische Gemeinde sowie an die Ermordung von Zwangsarbeiter/innen von paradigmatischer Bedeutung. Hier können wir uns anhand der Erfahrungen von RE.F.U.G.I.U.S (der Rechnitzer Flüchtlings- und Gedenkinitiative und Stiftung) mit der Frage des Erinnerns und der Verweigerung von Erinnerung auseinander setzen.

Die Verfolgung der Roma ist ein weiteres wichtiges Thema. Ausgehend von der Geschichte werden wir uns der Erinnerung annähern, wie sie in der Roma Gemeinde überliefert wird, und erörtern, welchen Stellenwert diese Erinnerung innerhalb der burgenländischen Gesellschaft hat. Auch hier werden die Ergebnisse der Arbeiten der Österreichischen Historikerkommission einfließen. Gäste aus der Volksgruppe der Roma sprechen über die Verfolgungsgeschichte und die aktuelle Lage der Roma im Burgenland.

Die Frage, wie über Nationalsozialismus und Holocaust im Unterricht gelernt werden kann, ist der rote Faden im Seminarprogramm. Weil wir im Zuge der Arbeit im Projekt recht deutlich ein Bedürfnis nach altersspezifisch adäquater Vermittlung wahrnehmen, bieten wir neben Impulsen für die Oberstufe, Stichwort "reflektiertes Geschichtsbewusstsein", einen eigenen Schwerpunkt für das Lernen zu Nationalsozialismus und Holocaust mit jüngeren Schüler/innen. Multiethnische Lerngruppen verlangen von Lehrer/innen eine besondere Sensibilität.

Aus Auschwitz stammt ein Fotoalbum, das vermutlich ein SS-Mann zusammenstellte und das die Ankunft und Ermordung ungarischer Jüdinnen und Juden dokumentiert. Die Bilder dieses Albums fanden Eingang in jenes Bildgut, aus dem wir unser Bild des Holocaust konstruieren.
In Anbetracht ihrer prägenden Wirkung ist der Umgang mit Bildern, die Auseinandersetzung mit ihrem Potential von besonderer Bedeutung. Workshops dienen dem Erfahrungsaustausch und der Vertiefung.

Beteiligte Wissenschafter/innen:

  • Gerhard Baumgartner, burgenländischer Historiker, Mitglied der österreichischen Historikerkommission
  • Herbert Brettl, burgenländischer Historiker, Koordinator des Dezentralen Netzwerks Burgenland des Projekts Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis und Gegenwart
  • Heike Deckert-Peaceman, Erziehungswissenschafterin, Universität Frankfurt
  • Arno Gisinger, Historiker und Fotograf, Innsbruck
  • Eva Grabherr, Judaistin, Dornbirn
  • Reinhard Krammer, Geschichtsdidaktiker, Universität Salzburg
  • Yariv Lapid, Yad Vashem / Jerusalem
  • Eva Schwarzmayer, Historikerin, Mitarbeiterin der Burgenländischen Volkshochschulen
  • Szabolcs Szita, Historiker, Direktor Holocaust Dokumentationszentrum Budapest
  • Christine Teuschler, Politologin, Leiterin der Burgenländischen Volkshochschulen
  • Beratung bei der Konzeption:
  • Herbert Brettl, Lisa Fandl, Gertrude Spieß, Eva Schwarzmayer, Christine Teuschler

Das 2. Zentrale Seminar wurde gefördert durch den Nationalfonds der Republik Österreich
für Opfer des Nationalsozialismus.

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