Zum Tod von Max Schneider (1921-2010): „… dass ich das Gefühl habe, ich habe mich richtig verhalten.“

Am 12. Juni 2010 ist Max Schneider verstorben. So lange er konnte, erzählte er als "Zeitzeuge" in österreichischen Schulklassen über sein Leben und seine Erfahrungen im Kampf gegen Faschismus und Nationalsozialismus.

 

Max Schneider ließ die vielen ihm zumeist gebannt zuhörenden jungen Menschen teilhaben an seiner Haltung: Wir müssen versuchen die Welt zu verstehen und dann in ihr handeln, so gut wir es verstehen. Und es macht keinen Sinn, in Sentimentalität zu versinken und den klaren Kopf und die Kraft zur Veränderung dadurch zu verlieren. "Yes we can" hat er schon vermittelt, bevor es Mode wurde. Bis zuletzt bewahrte er den klaren Kopf und die Abneigung gegen Sentimentalität. „Ich kann mir beim Sterben zuschauen“, sagte er über die Krankheit, die ihn immer mehr lähmte und der er am 12. Juni 2010 erlag.

Max Schneider wurde 1921 als Sohn des Abraham und der Josefine Schneider in Wien geboren. Seine Schwester Gertrude kam 1923 und sein Bruder Robert 1936 zur Welt. Max schloss sich als Kind den Roten Falken an und nach dem Februar 1934 mit seinen Freunden dem illegalen kommunistischen Jugendverband.

Über seine zukünftige Frau Ruth kam er zum linkszionistischen Hashomer Hazair, mit dessen Hilfe er im Frühsommer 1939 gemeinsam mit Ruth nach England entkommen konnte. Seine Schwester Gertrude wurde mit einem Kindertransport gleichfalls nach England gerettet, seine Eltern und sein kleiner Bruder Robert wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft deportiert und bei Riga ermordet. Nach Kriegsausbruch wurde er zunächst nach Kanada gebracht, bevor er in England in der Rüstungsindustrie arbeitete. Er heiratete Ruth und meldete sich als Freiwilliger zur Armee des Vereinigten Königreichs.

Als Angehöriger einer schottischen Infanterieeinheit kämpfte er in Frankreich, Belgien und Holland für die Befreiung seiner Heimat vom Nationalsozialismus, bevor er in Norddeutschland verwundet wurde. Er wurde für seine Tapferkeit ausgezeichnet, was ihn freute, was er aber auch für dumm befand: „Es klingt deshalb dumm, weil das z.B. auch viele deutsche Soldaten bekamen. Es kommt aber darauf an, wozu, gegen welchen Feind, für welche Sache. Das begleitet mich als ein angenehmes Gefühl durchs Leben: nicht, dass ich die Auszeichnung bekommen habe, sondern dass ich das Gefühl habe, ich habe mich richtig verhalten."

1947 kehrte er gemeinsam mit seiner Frau Ruth nach Österreich zurück, wo er zunächst für die KPÖ arbeitete, nach seinem Zerwürfnis mit der Partei dann als Vertreter für eine englische Firma. Er engagierte sich im Rahmen des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW) und des Zeitzeugenprogramms des Unterrichtsministeriums. Seine klugen Diskussionsbeiträge bereicherten zahlreiche Seminare von _erinnern.at_. Er fehlt uns.

 

Quellen:

DÖW (Hg.), Jüdische Schicksale. Berichte von Verfolgten, Wien 1992, S. 479-481

DÖW- Nachruf: - link

Interview mit Max Schneider siehe DVD zeit:zeugen. Opfer des NS-Regimes im Gespräch mit Schülern - link

Die Verabschiedung findet am Dienstag, den 29. Juni 2010 in der Feuerhalle Simmering, Simmeringer Hauptstraße 337, 1110 Wien um 13 Uhr statt. Die Urnenbeisetzung erfolgt am 2. Juli 2010 um 10.45 am Friedhof  der Feuerhalle Simmering.  - link

Persönlicher Nachruf von Elisabeth Streibel: - download