"Friedenspreis" an Saul Friedländer

Der israelische Historiker Saul Friedländer erhielt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels- seine gekürzte Dankesrede, ein Interview und die Frage, ob es einen Zusammenhang mit in Italien angeklagten tunesischen Fischern gibt?

Saul Friedländer, geboren 1932 in Prag,  überlebte in Frankreich versteckt den Holocaust. Seine Eltern war es bereits gelungen, die Schweizer Grenze zu überschreiten, doch sie wurden entdeckt, abgeschoben und in Auschwitz ermordet. Er lehrt Geschichte in Tel Aviv und Los Angeles. In seinem vor kurzem erschienen zweibändigen Werk "Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Verfolgung 1933–1939. (Bd. 1). Die Jahre der Vernichtung 1939-1945 (Bd. 2)" gelang es ihm in bahnbrechender Weise die Stimmen der Verfolgten in die Geschichtserzählung einzubauen.

Fortgesetzte Erinnerung an die Geschichte der Opfer
Vergangene Woche wurde dem Historiker Saul Friedländer der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen – Seine gekürzte Dankesrede:
Aus Der Standard, 20. 10. 2007 - link


"The Holocaust Won't Disappear" - Interview mit Saul Friedländer im "Spiegel", 8. 10. 2007 - link

Ein Gespräch mit Saul Friedländer - auf der Website des Fritz Bauer Instituts - link

Gibt es einen Zusammenhang zu einer anderen Geschichte, die in derselben Zeitung zu lesen war wie die Dankesrede von Saul Friedländer?

Tunesische Fischer stehen seit August 2007 vor einem italienischen Gericht, weil sie im Meer treibende Flüchtlinge vor Lampedusa retteten. Slavoj Zizek fragt im "Standard" vom 20. 10. 2007:

"Wie kann es sein, dass im Herzen dieses Europas tunesische Fischer, die ihrer elementare moralischen Verpflichtung nachkommen, indem sie unschuldige Menschen vor dem sicheren Tod retten, vor Gericht gestellt werden? Der Kapitän des Schiffs, Abdelkarim Baoudh sagte: "Ich bin froh über das, was ich getan hab." Wir, die Bürger der Europäischen Union, sollten definitiv nicht froh sein, Teil dieses "wir" zu sein, das auch so etwas wie das Gericht in Lampedusa umfasst."

Lissabon und die Richter von Lampedusa. Zur Logik der humanitären Interventionspolitik im Kontext der Identitätssuche der Europäischen Union - Von Slavoj Zizek - link

Mehr zu dem Prozess gegen die Fischer - link

Und in Österreich?

"Beihilfe zu unbefugtem Aufenthalt": "Sechs Verurteilungen gab es im Vorjahr nach diesem  Paragraf 115 des Fremdenrechts, im ersten Halbjahr 2007 wurden 69 Menschen deswegen angezeigt. Darunter ein Kurde, der seinen aus der Türkei geflüchteten Bruder, der völlig überraschend an die Tür klopfte, hereinließ. Und diesen erst am nächsten Tag zum Stellen des Asylantrags begleitete." Profil 42, 15. Oktober 2007, S. 22