Vortrag: Die österreichische Legion

Ein Vortrag der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde über die "österreichische Legion", eine nationalsozialistische Kampftruppe.
Wann

11.12.2019 von 18:00 bis 20:00 (CET / UTC100)

Wo

salzburg

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VORTRAG · GESELLSCHAFT FÜR SALZBURGER LANDESKUNDE

 

11. Dezember 2019, Medienraum der Erzabtei St. Peter, Salzburg, 19:00 Uhr

 

Dr. Michael Holzmann: Die Österreichische Legion

 

 

In den Wochen nach der „Machtergreifung“ der NSDAP in Deutschland kam es in Österreich zu Terroranschlägen, getragen von dem Bedürfnis der österreichischen Nationalsozialisten, die politischen Verhältnisse in Österreich der Entwicklung in Deutschland möglichst schnell anzupassen. Das führte schnell zur gravierenden Verschlechterung der deutsch-österreichischen Beziehungen. Nach einer beispiellosen Terrorwelle mit Attentaten mit etlichen Toten wurde die NS-Partei und die "angeschlossenen Gliederungen und Verbände" im Juni 1933 verboten. Darauf flohen zahllose Mitglieder und Anhänger der österreichischen NSDAP nach Deutschland, wo sie sich als "politische Flüchtlinge" feiern ließen. Die österreichischen Flüchtlinge in Deutschland wurden in Lagern zusammengefasst, Männer im wehrfähigen Alter in der so genannten „Österreichische Legion“ zusammengefasst. Zunächst im Lager Lechfeld fand durch Angehörige der Bayerischen Landespolizei eine militärische Ausbildung statt, die Bewaffnung stammte aus Beständen der Reichswehr. Ab Herbst 1933 wurde die Legion auf verschiedene Lager in Bayern nahe zur Grenze nach Österreich disloziert. Damit sollte die österreichische Regierung unter Druck gesetzt werden, damit Österreich in einer günstigen Situation besetzt und eine schnelle Gleichschaltung nach deutschem Vorbild möglich werden sollte. Die „Österreichische Legion“ stellte ein für den Bestand der Republik Österreich erhebliches Gefährdungspotential dar. Vor dem NS-Putsch in Österreich im Juli 1934 kam es zu einem Kleinkrieg an der bayerisch-österreichischen Grenze, bei dem häufig scharf geschossen wurde und Tote und Verwundete zu beklagen waren. Die Verstrickung der Legion in die Vorgänge um den 25. Juli 1934 und den anschließenden Bürgerkrieg in Österreich führte zur radikalen Umkehr der deutschen Politik, die jedoch das Fernziel des Anschlusses Österreichs nie aus den Augen verlor. Offiziell wurde die Legion entwaffnet, offiziell aufgelöst und von den grenznahen Standorten in Bayern entfernt. Tatsächlich wurde die Legion nur umbenannt, in so genannten Hilfswerklagern fern der österreichischen Grenze untergebracht und ab dem Frühjahr 1935 in neu errichteten Lagern in West-, Mittel- und Norddeutschland stationiert. Die bisherige Zielsetzung blieb im Grundsatz bestehen. Bis zum März 1938 fristete die Legion mit einem Personenbestand von etwa 8.000 Menschen ein Dasein zwischen Heimweh, Beschäftigungstherapie und Bedeutungslosigkeit. Die Annehmlichkeiten der Annexion Österreichs erfuhren die "Legionäre" im Gegensatz zu Partei-Funktionären und SS- und Wehrmacht-Angehörigen nur in überschaubarem Maße. In den entscheidenden Tagen des "Anschlusses" wurden die Angehörigen der Legion in die Lager einberufen, durften jedoch am Einmarsch in Österreich nicht teilnehmen. Als sie Anfang April 1938 nachkommen durften, waren die Pfründe und lukrativen Dienstposten bereits vergeben.