Buchpräsentation „Briefe aus einer versinkenden Welt“

Anhand einer Auswahl aus mehr als 450 Briefen, die die Eheleute Ludwig und Friederike Popper zwischen August 1938 und Juli 1939 wechselten, wird die Vertreibung einer jüdischen Familie aus Österreich in den Jahren 1938/39 dokumentiert und erläutert.
Wann

29.11.2017 von 17:00 bis 19:00 (CET / UTC100)

Bundesland

Salzburg

Wo

salzburg

Termin zum Kalender hinzufügen

iCal

Mittwoch, 29. Nov. 2017 18:00 Uhr s.t. HS 389 (GesWi) Rudolfskai 42, Eintritt frei

 

Der damals 34 Jahre alte Arzt Dr. Ludwig Popper verlässt Wien unter Zurücklassung seiner Frau und seiner beiden Söhne im August 1938. Zunächst lässt er sich in Mailand nieder, von wo er, dank der Unterstützung durch seine Schweizer Freunde, in die Schweiz einreist. Es erweist sich nach dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland im März 1938 als unerwartet schwierig, ein Land zu finden, das eine Asyl suchende jüdische Familie aufnimmt. Bevorzugtes Zielland der Poppers sind zwar die USA, jedoch sollten sie letztlich in Bolivien Zuflucht finden.


Aus den Briefen ergibt sich ein detailgenaues Bild der intensiven und konsequenten Bemühungen Poppers, in die USA einreisen zu dürfen, sowie der Schwierigkeiten, seine eigene Emigration aus der Schweiz sowie jene seiner Frau und seiner beiden Söhne aus Österreich zu organisieren. Im Verlaufe des Briefwechsels werden mehrfach die großen bürokratischen Hürden dargestellt, die alle zur Ausreise gezwungenen und Asyl suchenden Juden zu nehmen hatten. Nicht nur die üblichen Steuerunbedenklichkeits- und Vermögenserklärungen, sondern auch eine ganze Reihe anderer Amtswege und Ausreiseformalitäten waren belastend und frustrierend und für viele Arme, Verzweifelte und wirtschaftlich Schwächere gar nicht überwindbar. Menschliche Regungen der Administration sind rare Ausnahmen.


Dr. med. Lutz Elija Popper, geboren 1938 in Wien, emigrierte im Juli 1939 mit seiner Familie nach Bolivien und verbrachte dort seine Kindheit. 1947 kehrte er nach Wien zurück, studierte von 1956 bis 1963 Medizin und war ab 1973 Facharzt in Oberwart. Seit seiner Pensionierung gilt sein Interesse der Herausgabe der biografischen Aufzeichnungen seines Vaters Ludwig Popper.