Vortrag: Masken, Codes und Projektionsfiguren Populärkulturelle Verhandlungen „des Jüdischen“

SZ 01.18 (Neues Senatssitzungszimmer) | Universitätsplatz 3/1.OG | 8010 Graz
Wann

12.04.2018 von 17:00 bis 18:30 (CET / UTC200)

Bundesland

Steiermark

Wo

steiermark

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Masken, Codes und Projektionsfiguren Populärkulturelle Verhandlungen „des Jüdischen“
Hans-Joachim Hahn
(Kurt-David-Brühl-Gastprofessor für Jüdische Studien, Graz)

 

Populärkulturelle Erzeugnisse bringen Bilder und Erzählungen massenhaft in Umlauf. Darin erscheinen gesellschaftliche Konflikte in häufig eingängigen Text-Bild-Verbindungen und Narrativen codiert. Das gilt in besonderer Weise für die Verhandlung von ‚Jüdischem‘. Hinter Masken, so imaginieren antisemitische Texte, verstecke sich „der ewige Jude“, das untote Gespenst des „Ahasver“, den fortwährend zu entlarven sie beanspruchen. Dem Selbstbild des völkischen Kollektivs stellen Antisemiten das Feindbild des durch Emanzipation und „Assimilation“ kulturell nicht mehr von ihnen zu unterscheidenden Anderen gegenüber, eine Fantasmagorie, die als ultimative Bedrohung der vorgestellten nationalen Gemeinschaft erscheint. Die kulturellen Darstellungsformen der modernen Judenfeindschaft lassen sich daher als „pathische Projektionen“ (Horkheimer/Adorno) beschreiben, in denen Jüdinnen und Juden in Kollektivfiguren verwandelt werden. Diese sind Teil eines „kulturellen Codes“ (Volkov), über den Zugehörigkeit und Ausgrenzung, Inklusion und Exklusion organisiert werden. Zugleich aber entwickelt die Populärkultur Gegennarrative, in denen Zuschreibungen als solche erkennbar werden. Auch in dieser Hinsicht erscheint die Gegenüberstellung von Hoch- vs. Massenkultur obsolet.
Der Vortrag entwickelt anhand von den drei im Titel genannten Begriffen an einer Reihe von ausgewählten Beispielen eine Theorie zum Verhältnis von Jüdischem und Populärem. Von einer grundsätzlichen Ambivalenz des Populären auszugehen, bedeutet dabei gerade nicht, das aufklärerische Potential von Populärkultur zu übersehen.

 

Hans-Joachim Hahn lehrt als Privatdozent an der RWTH Aachen Neuere deutsche Literatur. Er studierte Germanistik, Philosophie, Allgemeine und Vergl. Literaturwissenschaft, Niederlandistik sowie Deutsch als Fremdsprache in Berlin, Manchester und Amsterdam. 2003 promovierte er mit einer Studie zu Darstellungen des Holocaust in der deutschsprachigen Literatur und Erinnerungskultur. Von 2006 bis 2011 war er Mitarbeiter am Simon-Dubnow-Institut in Leipzig. Lehraufträge an der ETH Zürich und der Karl-Franzens-Universität Graz. 2013 bis 2015 Vertretungsprofessor für Allgemeine Literaturwissenschaft und Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der RWTH Aachen. 2017 dort Habilitation mit einer Studie über den jüdischen Europadiskurs in deutscher Sprache.

 

Information:
Karl-Franzens-Universität Graz
Centrum für Jüdische Studien
Beethovenstraße 21/EG, 8010 Graz
office.cjs@uni-graz.at
juedischestudien.uni-graz.at