Richard Lipp/Horst Schreiber: Der Anschluss in Tirol/Reutte

Bücherei Reutte, Planseestraße 6
Wann

18.05.2018 von 18:00 bis 19:30 (CET / UTC200)

Bundesland

Tirol

Wo

tirol

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Univ.Doz. Mag. Dr. Horst Schreiber:

Einführung: Tirol 1938

 

Mag. Dr. Richard Lipp:

Der Anschluss in Reutte

 

80 Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich liegt erstmals eine Studie vor, die den Anschluss in allen Bezirken Tirols beleuchtet.

Zwölf Beiträge analysieren den Aufstieg der NSDAP, NS-Terror und deutschnationale Traditionen einer Grenzstadt vor 1938, Verhaftungen und Rache, Umbruch, Gleichschaltung und Propaganda. Außerdem das Eindringen in sozialdemokratische Milieus und die Herstellung der „Volksgemeinschaft“ durch Gewalt und Ausgrenzung, aber auch durch sozialpolitische und alltagskulturelle Angebote einer Zustimmungsdiktatur.

Richard Lipp schildert den Aufstieg des Nationalsozialismus bis zum Anschluss im März 1938, die Verhaftungswelle nach errungener Macht und die ersten Maßnahmen zur Sicherung der NS-Herrschaft. „Unsere Devise für die Zukunft sei: Nicht Haß und Vergeltung, sondern Arbeit und Friede für ein einig deutsches Volk!“, betonte der Kreisleiter von Reutte, Karl Schretter, im März 1938. Richard Lipp zeigt, dass die gemäßigteren Kräfte in der NSDAP den Kürzeren zogen und innerhalb der Partei jeder bis hinauf zum Kreisleiter mit aller Härte verfolgt wurde, der von der politischen Linie von Gauleiter Franz Hofer abwich. Der Autor verdeutlicht, dass sich daher schon wenige Monate nach dem Anschluss die Herrschaftspraxis des Nationalsozialismus in Reutte nicht von jener in den anderen Kreisen unterschied. Nachdrücklich veranschaulicht er dies am Schicksal der jüdischen Familien und an der „Arisierung“ des Metallwerks Plansee, des bedeutendsten Unternehmens im Außerfern. Nachdem sich die Clique um Franz Hofer durchgesetzt hatte, inszenierte sie im November 1938 einen Personenkult um den Gauleiter, der selbst für nationalsozialistische Verhältnisse grotesk war. Auf diese Weise sollte die schwere Krise der Partei nach den erbitterten Querelen um die Führung im Kreis Reutte überdeckt und ein Bild der Harmonie vermittelt werden.

Fernseh-Interview Horst Schreiber, 30.3.2018

 

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