5. Mai – Jens-Jürgen Ventzki: „Bei uns hieß es Litzmannstadt …“

Aus Anlass des Gedenktages gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus hielt Jens-Jürgen Ventzki einen Vortrag vor SchülerInnen über die Geschichte seines Vaters.

Jens-Jürgen Ventzkis Vater, Werner Ventzki, habe „davon nichts gewusst“. Diese vorgegebene Unkenntnis des Holocaust wurde in Ventzkis Familie von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Dass dem in Wirklichkeit nicht so war, erfuhr Jens-Jürgen Ventzki erst im Jahr 1990, als er eindeutige Belege für die Täterschaft seines Vaters in einer Ausstellung des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main entdeckte. Damit begann eine Spurensuche nach dem „zweiten Vater“, dem glühenden Nationalsozialisten.

Als Oberbürgermeister der polnischen Stadt Łódź war Ventzkis Vater nachweislich in die Vernichtung von Juden, Roma und Sinti aus dem dortigen Ghetto verstrickt. Bis zu seinem Tod blieb er ein überzeugter Nationalsozialist und „hemmungsloser Lügner“.

Über die Erkenntnisse seiner Nachforschungen sprach Jens-Jürgen Ventzki vor 120 SchülerInnen des BG Schillerstraße, der HAK Feldkirch und des OZ Oberriet (CH) im Theater am Saumarkt in Feldkirch. Im Anschluss an Ventzkis Schilderungen entwickelte sich eine aufschlussreiche Diskussion mit dem Vortragenden, der vor allem auch die Bedeutung seiner Familiengeschichte für die Gegenwart hervorhob. Besonders auf Begriffe, die bereits im Nationalsozialismus Verwendung fanden, und damit verbundene rassistische Denkmuster der Gegenwart machte Ventzki die SchülerInnen aufmerksam. „Wir können gemeinsam etwas dagegen tun“, war Ventzkis Schlussfolgerung und zeigte damit eindrücklich auf, dass Lernen aus der Geschichte möglich ist.

„Es war beeindruckend, wie sehr Herr Ventzki beim Erzählen der Geschichte seines Vaters mitgelebt hat. Als er weinte, musste ich auch weinen.“ (Alina, OZ Oberriet)

Im Rahmen der Veranstaltung führte Bandi Koeck ein Interview mit Jens-Jürgen Ventzki.