Damals ist mir meine Türkiskette gerissen...

Elisabeth Streibel, BRG Krems zum Tod von Max Schneider

Meine Türkiskette liegt zerbrochen in der Schmucklade. seit dem 5 Mai 2007, das war der Tag an dem Max Schneider bei uns an der Schule war. Zwei Stunden hat er mit den SchülerInnen gearbeitet hat.  Als der offizielle Teil vorbei war, kamen sie zu ihm an den Tisch, um mit ihm zu reden, vielleicht Dinge zu besprechen, die sie vor der Klasse nicht sagen wollten,  noch ganz eingenommen von seiner Person, standen sie um ihn herum.
Anschließend war er mit uns auf dem jüdischen Friedhof in Krems und hat das Projekt „Bodenachtung“ mit begleitet. Max Schneider, ein Zeitzeuge, der nichts von einem Opfer an sich hatte, ein Zeitzeuge, dem es gelang, eine versöhnliche und kritische Haltung bei den Jugendlichen zu wecken.
Nicht ohne Grund ist der Film 'Spartakus' sein Lieblingsfilm. Spartakus, einer der das Unmögliche wagt, sich wehrt, vielen den Mut gibt, mit ihm mitzugehen, sich mit ihm aufzulehen. Er hat es genauso versucht - in der Kommunistischen Partei, in der er lange Zeit als Sekretär gearbeitet hat. Was ihn von den anderen in dieser Partei unterschieden? Er ist kritisch geblieben, hat, als es zum Einmarsch der Sowjettruppen in die Tschechoslowakei kam, der Partei den Rücken gekehrt, er hat seine Ideale hinterfragt, neue gefunden.  Ein Teil seiner Neuorientierung war auch die Arbeit als Zeitzeuge.

Als ich ihn zum Abschied umarmt habe, damals ist mir die Türkiskette gerissen, weil die Umarmung nicht Rücksicht genommen hat auf Schmuckstücke. Jetzt werd ich sie nicht mehr reparieren lassen.
Manchen Menschen gelingt es, vieles zu kitten und wieder ganz zu machen, was zählt da eine abgerissene Kette. 

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