Österreichische Juden in Lettland - Flucht - Asyl - Internierung

Basierend auf deutschen, lettischen und sowjetischen Dokumenten und Gesprächen mit Betroffenen bietet dieser Sammelband von Stefan Karner / Philipp Lesiak / Heinrihs Strods (Hrsg.) einen Einblick in das Schicksal dieser vergessenen Opfer.

Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich 1938 konnten zumindest 365 Juden bis 1940 aus Wien in das damals noch freie Lettland fliehen. Darunter befanden sich mindestens 219 ehemals österreichische Staatsbürger. Bei der überwiegenden Mehrheit dieser Flüchtlinge (186) handelte es sich um in Wien geborene Personen. In Lettland versuchten sie die Einreiseerlaubnis in Drittstaaten zu erhalten, was in einigen Fällen auch gelang.

Der Einmarsch der Roten Armee in Lettland im Sommer 1940 verschärfte die Lage dieser Flüchtlinge. Als deutsche Staatsbürger wurden sie von der Sowjetmacht zunächst in Lettland geduldet, ehe sie nach Beginn des Krieges zwischen Hitler-Deutschland und der Sowjetunion nach Sibirien und später Kasachstan deportiert wurden. Dort mussten sie in Stalins Lagern jahrelange Zwangsarbeit verrichten. Erst 1947 wurden sie nach Österreich entlassen. Viele von ihnen emigrierten anschließend in andere Länder.

Studienverlag, 1. Auflage (2010)