7. Seminar

19. März - 1. April 2004

Am 7. Yad Vashem Seminar nahmen 25 Lehrer/innen aus ganz Österreich teil, Mag. Martina Maschke, im bm:bwk Leiterin der Abteilung für bilaterale Angelegenheiten, eine der beiden Trägerabteilungen im Ministerium, und Peter Niedermair als Koordinator. Sie erlebten ein überwiegend ereignis- und lehrreiches, gleichermaßen herausforderndes Seminar. Yariv Lapid, „critical friend“ und Begleiter des österreichischen Projekts, zeichnet auf Seiten Yad Vashems für das Programm verantwortlich. Organisatorisch unterstützt wurde er von Zita Turgeman.

Das Seminarprogramm war im Wesentlichen, bis auf geringfügige Änderungen, dasselbe wie in den vorangegangenen im November 2003. Die Schwerpunkte in der Gesamtchoreographie des Seminars gliedern sich, in Anlehnung an die pädagogische Philosophie der International School for Holocaust Studies, chronologisch in die drei Teile jüdisches Leben vor, während und nach der Shoah. Dazu werden wissenschaftliche Vorträge gehalten. Großen Zuspruch fanden die Vorträge von Shulamit Imber, die das pädagogische Konzept zu Teaching Holocaust präsentierte, das ausgiebig diskutiert wurde, und Prof. Jakov Hessing, der auf den Antisemitismus und den Holocaust in einzelnen literarischen Werken einging. Die Präsentation von Hannah Gofrit, Autorin von „Fly Like a Butterfly“, und entsprechende methodisch-didaktische Umsetzungsfragen im Unterricht, die Lea Roshovsky aufzeigte, wurde ebenfalls sehr geschätzt. Insgesamt hätten sich die Teilnehmer/innen mehr solche anschaulichen Beispiele, wie die Pädagogik „Tell a human story“ im Unterricht umgesetzt werden könnte, gewünscht. Im Feedback der Teilnehmer/innen gibt es ein deutliches Signal, das Verhältnis bzw. die Gewichtung von Vorträgen, die eindeutig im Vordergrund stehen, und pädagogischen Fragen, zu verändern.

Wie in früheren Seminaren spielte die Auseinandersetzung mit den biographischen, österreichrelevanten Erinnerungen eine große Rolle, ein Aspekt, der eine gewisse Bedeutung für die Lehrerrolle in der österreichischen Schulwirklichkeit hat. Zu diesen Fragen arbeitete Natan Kellermann, Psychotherapeut und Psychodramatiker, langjähriger Direktor von AMCHA, Israel (AMCHA unterstützt Holocaust-Überlebende und deren Kinder) dreimal mit den österreichischen Teilnehmer/innen. Die abschließende zweistündige Einheit war nicht nur Rückschau auf das von allen als sehr intensiv erlebte Seminar, sondern auch die „Brücke“ für die Rückreise nach Österreich. Erfahrungsgemäß ist das Zurückkommen nicht gerade einfach.

Ein begleitender Programmteil wurde wiederum von der österreichischen Seite organisiert: Der Besuch im Interkulturellen Bildungszentrum Givat Haviva, mit dem Ziel, den Teilnehmer/innen eine Einführung in die Komplexität des aktuellen israelisch-palästinensischen Konflikts zu bieten; die vom Kulturattaché der Österrreichischen Botschaft in Tel Aviv, Mag. Martin Gärtner, organisierte Podiumsdiskussion zum selben Thema sowie eine Präsentation des „Parents‘ Circle – The Families Forum“. In dieser Organisation treffen sich israelisch-jüdische mit arabischen Familien aus den besetzten Gebieten zur gemeinsamen Friedensarbeit. Deren Common Ground sind die Angehörigen, die sie im aktuellen Konflikt verloren haben. Ein sehr schöner Abend war die Begegnung mit den so genannten Jerusalem Austrians, die zu einem gemeinsamen Essen ins Hotel Reich kamen. Anita Goltschmitt und Felix Jaffé haben diesen Abend wie immer bestens organisiert. Für die Zukunft wäre zu überlegen, wie die Begegnung mit den aus Österreich Geflohenen bzw. Vertriebenen auch inhaltlich integraler Teil des Projekts werden könnte, etwa für die Multiplikationsvorhaben der Seminarteilnehmer/innen.

Ein hinkünftig stärker zu problematisierender Aspekt gewinnt mehr und mehr an Bedeutung, insbesondere im Zusammenhang mit der Diskussion um den neuen Antisemitismus in Europa: Das Einbeziehen der aktuellen politischen Situation in Israel in den gesamten Programmverlauf des Yad Vashem Seminars und die Frage, welche Bedeutung dieser Konflikt und das aktuelle politische Geschehen in Israel für die Vermittlung des Holocaust im Schulunterricht haben. Diese Fragen sollten ganz grundsätzlich diskutiert werden.

Im Rahmenprogramm gab es am ersten Tag die in bewährter Weise von Yael Shilo geführte Tour durch Jerusalem, eine Halbtagesexkursion nach Tel Aviv und die übliche Fahrt ans Tote Meer, Massada, Qumran, En Gedi und das Baden im Meer.

Schließlich Auszüge aus zwei Teilnehmer/innen-Rückmeldungen zum Seminar:
„Erstens und vor allem: Danke! Ich weiß die Anstrengungen von Martina, Peter und Yariv sehr zu schätzen und möchte meine ehrliche Hochachtung vor diesem Projekt ausdrücken. Zweitens: Es gibt nichts, was so gut wäre, dass es nicht noch besser werden könnte. Mehr konkrete pädagogisch-methodische Ansätze, Tipps, Lehreinheiten, Zusammenarbeit mit den Experten wären für mich wichtig gewesen. Bei aller Wertschätzung der hochkompetenten Vorträge: weniger ist mehr.“
„Das Seminar ist absolut wichtig und sollte ein fixer Bestandteil für Lehrende sein. Die Betreuung war super, ebenso das Rahmenprogramm. Das Programm ist meiner Ansicht nach zu überfüllt, es gibt keine wirklichen Entspannungszeiten. Auch die Aufarbeitung des Themas sollte sich an neueren pädagogischen Methodiken orientieren. Insgesamt ein Seminar und eine Erfahrung, die ich keinesfalls missen möchte.“