Videoeinblicke und Bericht zum ZeitzeugInnen-Seminar 2022

Am 3. und 4. April 2022 kamen in Wien Lehrkräfte aus ganz Österreich zum jährlichen ZeitzeugInnen-Seminar zusammen und bildeten sich zu ZeitzeugInnen-Gesprächen im Unterricht fort. Das Herzstück des Seminars war auch in diesem Jahr der Austausch zwischen den anwesenden ZeitzeugInnen und den Lehrkräften. Wie diese Begegnungen abliefen, was das Seminar ausmacht und wie es 1978 entstand und seither weiterentwickelt wurde, zeigt unser neuer Kurzfilm über das Bildungsangebot, der die Eindrücke des Seminars 2022 festhält. Das nächste ZeitzeugInnen-Seminar findet von 12. bis 13. März 2023 in Wien statt.

Generationen im Gespräch - Das ZeitzeugInnen-Seminar von _erinnern.at_ from _erinnern.at_ on Vimeo.

Das ZeitzeugInnen-Seminar 2022

Nach zweijähriger pandemiebedingter Pause konnte das ZeitzeugInnen-Seminar 2022 wieder in gewohnter Form stattfinden – heuer erstmals in Wien. Am 3. und 4. April kamen 8 ZeitzeugInnen und 35 PädagogInnen im Kardinal-König-Haus zusammen. Im Fokus des erstmalig 1978 ausgerichteten Seminars: die persönlichen Begegnungen zwischen den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen unterschiedlicher NS-Opfergruppen und PädagogInnen aus ganz Österreich. Auch Bildungsminister Martin Polaschek besuchte das diesjährige Seminar und sprach mit den ZeitzeugInnen über deren Geschichte und über ihre Wünsche für die weitere Bildungsarbeit.

v.l.n.r.: Patrick Siegele, Manfred Wirtitsch, Julia Demmer, Martin Polaschek, Katja Sturm-Schnabl, Gertraud Fletzberger, Stefan Horvath (Foto: OeAD|APA-Fotoservice|Rastegar)

Zur Vorbereitung auf die intensiven Gespräche mit den ZeitzeugInnen standen am ersten Seminartag zunächst die Erfahrungen und Anliegen der Lehrkräfte im Zentrum: Wie habe ich die Arbeit mit ZeitzeugInnen bisher erlebt? Welche Vorerfahrungen habe ich zu ZeitzeugInnen-Gesprächen in verschiedensten pädagogischen Settings? Was habe ich zu beachten? Nach Reflexions- und Austauschrunden in Kleingruppen zu den eigenen Motiven, Interessen und Vorerfahrungen wurden Voraussetzungen, Stolpersteine und Tipps für die Organisation und Begleitung von Begegnungen zwischen ZeitzeugInnen und SchülerInnen thematisiert und diskutiert.

 

Moderiert wurde die Veranstaltung von Historiker und Fortbildner Gert Dressel und Julia Demmer, die Leiterin des ZeitzeugInnen-Programms von _erinnern.at_ (Foto: OeAD|APA-Fotoservice|Rastegar).

Im Mittelpunkt des zweiten Seminartags standen das Erzählen und Zuhören, die Erinnerungen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. In kleinen moderierten Gesprächsrunden („Erzählcafés“) berichteten die anwesenden ZeitzeugInnen über ihre Lebensgeschichte und beantworteten die Fragen der Lehrkräfte zu ihrer Geschichte und ihren Erfahrungen mit Gesprächen an Schulen.

In diesem Jahr mit dabei waren die ZeitzeugInnen Helga Feldner-Busztin (geb. 1929) und ihre Schwester Elisabeth Scheiderbauer (geb. 1936), Erich Richard Finsches (geb. 1927), Gertraud Fletzberger (geb. 1932), Stefan Horvath (geb. 1949), Kurt Rosenkranz (geb. 1927) und Katja Sturm-Schnabl (geb. 1936). Karl Pfeifer (geb. 1928), der in diesem Jahr nicht vor Ort sein konnte, wurde in einer Kleingruppe per Zoom zugeschaltet.

 

ZeitzeugInnen-Café mit Erich Finsches - er hat mehrere Konzentrationslager überlebt, darunter das KZ Auschwitz (Foto: OeAD|APA-Fotoservice|Rastegar).

Auch Hannah Feingold (geb. 1948), Ehefrau von Marko Feingold (1913-2019), Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg und langjährige Begleiterin ihres Mannes zum ZeitzeugInnen-Seminar, nahm an den Erzählcafés teil und erzählte aus ihrem Leben und dem Leben ihres Mannes, dem zuletzt ältesten Holocaust-Überlebenden Österreichs. Weitere Informationen zu den ZeitzeugInnen, die in diesem Jahr das Seminar besuchten, finden Sie in den hier zur Verfügung stehenden Kurzbiografien.

Auch für die ZeitzeugInnen sind die Begegnungen auf dem Seminar wichtig, um über ihre Erinnerungen zu sprechen und den Lehrkräften ihre Erfahrungen mit auf den Weg geben zu können. Hier im Bild: Erzählcafé mit Elisabeth Scheiderbauer - sie wurde 1943 mit ihrer Schwester Helga und ihrer Mutter in das KZ Theresienstadt deportiert (Foto: OeAD|APA-Fotoservice|Rastegar).

Neben 35 Lehrkräften aus ganz Österreich war auch das ZeitzeugInnen-Begleitteam Teil der Seminargruppe; ein geschultes Team an Geschichte Lehramtsstudierenden, die seit einigen Jahren Zeitzeuginnen und Zeitzeugen über _erinnern.at_ an Schulen begleiten und diese auch beim jährlichen ZeitzeugInnen-Seminar unterstützen und Gespräche moderieren. Erstmals beim Seminar dabei waren auch drei SchülerInnen, die mit ihren kürzlich gemachten Erfahrungen eines Zeitzeuginnen-Schulbesuchs das Seminar bereicherten. 

Alexander Niederhuber und Hanna Wolf (Mitte und rechts im Bild) sind zwei der engagierten Lehramtstudierenden, die ZeitzeugInnen im Programm von _erinnern.at_ bei Gesprächen begleiten (Foto: OeAD|APA-Fotoservice|Rastegar).

Das ZeitzeugInnen-Programm von _erinnern.at_

Im Rahmen des ZeitzeugInnen-Programms besuchen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen nach wie vor Schulen in ganz Österreich. Seit der Pandemie werden auch Online-Zeitzeugengespräche vermittelt und erhalten durchgehend sehr positive Rückmeldungen. Das Online-Setting der Gespräche ermöglicht es, trotz Abnahme von Mobilität mancher Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die lehrreichen und wertvollen Gespräche mit Schülerinnen und Schülern fortzusetzen. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten für die Organisation von ZeitzeugInnen-Besuchen im Unterricht mit _erinnern.at_ finden Sie hier.

 

Save the Date: ZeitzeugInnen-Seminar 2023

Das nächste ZeitzeugInnen-Seminar findet von 12. bis 13. März 2023 in Wien statt. Nähere Informationen finden Sie zu Jahresbeginn 2023 auf unserer Website. Über unseren Newsletter informieren wir Sie außerdem zum Anmeldestart und über Updates zum Programm.

 

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