Herbert Brettl, Quellen zur Geschichte der „Zigeunerpolitik“ im Bezirk Neusiedl am See zwischen 1921 und 1945

Der Geschichte der burgenländischen „Zigeuner“ im 20. Jahrhundert wurde erst in den letzten zwanzig Jahren mehr Beachtung geschenkt. Daher konnten bis heute noch nicht alle offenen Fragen beantwortet werden. Herbert Brettl unternimmt den Versuch, die Politik gegenüber den „Zigeunern“ vom Werden des Burgenlandes bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges darzustellen.

Herbert Brettl, Quellen zur Geschichte der „Zigeunerpolitik“ im Bezirk Neusiedl am See zwischen 1921 und 1945, Halbturn 2007
(edition lex liszt12, ISBN: 978-3-901757-70-9, 15 €)


Der Geschichte der burgenländischen „Zigeuner“ im 20. Jahrhundert wurde erst in den letzten zwanzig Jahren mehr Beachtung geschenkt. Daher konnten bis heute noch nicht alle offenen Fragen beantwortet werden.
Von den rund 500 ehemaligen Mitbewohnern im Bezirk Neusiedl am See sieht man heute nichts mehr, doch in den verschiedenen Archiven und Sammlungen sind ihre Spuren sichtbar.

Dies ist der Versuch, die Politik gegenüber den „Zigeunern“ vom Werden des Burgenlandes bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges darzustellen. Die Politik des Burgenlandes von 1922-1938 war gekennzeichnet von Diskriminierungen und Stigmatisierungen gegenüber dieser Minderheit und bereitete so die spätere nationalsozialistische Politik vor. Diese profitierte von den bereits tief verwurzelten Ressentiments der Bevölkerung gegenüber den „Zigeunern“ und übernahm die bereits getroffenen polizeilichen Maßahmen. Die Verfolgungs- und Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus löschte im Bezirk Neusiedl am See diese Volksgruppe aus.

Die vorzufindenden Themen sind: „Zigeunerpolitik“ nach 1921 - Ausgrenzung und Verfolgung in der Ersten Republik, Erwerb, „Zigeuner“ in den Dörfern des Bezirkes Neusiedl am See, Schule, Fürsorge, Wohnform – Unterkünfte, Kriminalität, Registrierungen, „Zigeunerpolitik“ in den 30er Jahren, Beziehung zur dörflichen Gesellschaft, Die Zeit des Nationalsozialismus, März 1938 - Die Rolle des Tobias Portschy, Bei der Wehrmacht, Zwangsarbeit und Deportationen, Lackenbach, Die „Endlösung“ - Das Getto von Lodz und Auschwitz, Rückkehr - Die Entwicklung nach 1945


Die Ergebnisse stützen sich auf regionalen zumeist noch unveröffentlichten Quellen. Die Quellen bestehen aus Interviews, Briefe und Ansuchen von Überlebenden, Fotos, Gendarmerie-, Gemeinde- Zeitungs- und anderen Behördenberichte. Zudem wurden die Opferfürsorgeakte, Dokumente aus Schularchiven und private Schriftstücke verwendet.
Die Quellen werden authentisch wiedergegeben. Der Benützer soll sowohl die Möglichkeit haben die Quellen im Kontext mit der Geschichte der burgenländischen Roma zu benützen als auch als einzelne Quelle für den Unterricht. Die wissenschaftliche Basisinformation wie auch die Begleitmaterialien sollen in einer kompakt aufbereitenden, gut lesbaren und verständlichen Form dargeboten werden.

Durch die Regionalisierung soll dem Benützer das Thema Holocaust näher gebracht werden. Zudem soll den Schülern und Erwachsenen die Geschichte ihrer Heimat anhand regionaler und lokaler Ereignisse bewusst gemacht werden und als Begleitmaterial zu den Lehrbüchern dienen, da das Thema Holocaust an den Roma und Sinti zumeist unzureichend thematisiert wurde.


Die Materialsammlung wird zunächst in Veranstaltungen der Volkshochschule der Burgenländischen Roma der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Zudem soll die Sammlung bei Fortbildungsveranstaltungen für Geschichtelehrer präsentiert werden und die Möglichkeiten des Einsatzes im Unterricht verdeutlicht werden.