„Die Fahne steht“ – St. Pöltens Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
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- „Die Fahne steht“ – St. Pöltens Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
- 2024-06-18T17:00:00+02:00
- 2024-06-18T20:00:00+02:00
- Ein Vortrag von Dr. Christoph Lind (INJOEST)
18.06.2024 von 17:00 bis 20:00 (Europe/Vienna / UTC200)
Niederösterreich
NÖ Landesbibliothek, Kulturbezirk 3, 3109 St. Pölten
Die St. Pöltner Kreispartei war die größte in ganz „Niederdonau“. Sie zählte dutzende Ortsgruppen, von denen viele schon lange vor dem sogenannten „Anschluss“ in den Gemeinderäten vertreten waren, wie beispielsweise in der heutigen Landeshauptstadt selbst (seit 1919). Ab dem Ende der 1920er Jahre schaffte die NSDAP den Durchbruch von der Splitterpartei zu einer „Bewegung“, die ihren größten demokratischen Erfolg bei den (St. Pöltner) Gemeinderats- und nö. Landtagswahlen 1932 feiern konnte. Der Terror, mit dem die NSDAP ab 1938 ihre Herrschaft abzusichern begann, war kein Selbstzweck, sondern begleitete und stützte ihre programmatischen Ziele, die in der Schaffung einer klassenlosen Rassengesellschaft bestanden. Die erstrebte „arische“ Volksgemeinschaft suchte sie durch tätige und propagandistische Gesundheitspolitik („gesunde Volkskörper“) sowie die Eliminierung und Ermordung all jener, die nicht in ihre rassenpolitischen Vorstellungen passten, zu erreichen (und war dabei auch „erfolgreich“).
Nach Kriegsende mussten die „ehemaligen“ Nationalsozialisten die Schäden, die ihr Krieg in der Stadt angerichtet hatte, beseitigen. Im März 1946 begann die bürokratische Entnazifizierung, bei der gut ein Zehntel der St. Pöltner Bevölkerung erfasst wurde. Die polizeiliche und juristische Verfolgung von Verbrechen erfolgte ab 1945, gerechte und gegenüber den begangenen Taten verhältnismäßige Strafen wurden aber kaum ausgesprochen bzw. mussten nicht zu Gänze verbüßt werden. Allerdings wurden diese Verbrechen bereits 1946 in einer Ausstellung thematisiert, und in den ersten Nachkriegsjahren auch stets des 8. Mai 1945 als „Tag der Befreiung“ gedacht. Mit dem Werben von SPÖ und ÖVP um die Stimmen der „Ehemaligen“ rückten die Massenverbrechen der NSDAP, an denen sich auch die St. Pöltner Kreispartei in ihrem Wirkungsbereich mit großem Engagement beteiligt hatte, für lange Zeit aus dem Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit – blieben aber für alle, die um sie wussten oder um sie wissen wollten, „im Schatten“ sichtbar.
Anmeldung bis 14. Juni 2024 erbeten an post.k2veranstaltungen@noel.gv.at oder perTelefon unter 02742 9005-12835.