Themenabend: Das ging dann doch zu weit

Erinnerung an die „Hilliges-Aktion“ gegen jüdische Ehepartner*innen zu Ostern 1943 und neue Erkenntnisse zum Gestapo-Lager Reichenau
Wann

17.04.2023 von 16:00 bis 20:00 (Europe/Vienna / UTC200)

Bundesland

Tirol

Wo

Claudiana der Universität Innsbruck Herzog-Friedrich-Straße 3, Altstadt, 6020 Innsbruck

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Ende April 1943 kam es in Innsbruck zu einer in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlichen Verfolgungsaktion. Werner Hilliges, Chef der Gestapo, ließ mit Wissen des Gauleiters Franz Hofer alle in so genannten „geschützten Mischehen“ lebenden Personen verhaften und in das Lager Reichenau in Innsbruck bringen. Viele lebten in katholischen oder protestantischen Familien, nach den Nürnberger Rassegesetzen galten sie als Juden.

Die Innsbrucker Bevölkerung reagierte ablehnend auf die eigenmächtige Aktion, aus Berlin kam rasch der Befehl zum Abbruch. Die große Trauergemeinde beim Begräbnis des in den Selbstmord getriebenen Ehepaars Teuber wurde zu einem klaren Signal an die Nationalsozialisten, hier zu weit gegangen zu sein.

Diese Veranstaltung soll unterschiedliche Aspekte beleuchten:
Es liegen neue biografische Forschungen zu betroffenen Familien sowie historische und archäologische Untersuchungen zum Lagerkomplex Reichenau selbst vor. Die Stadt Innsbruck will mittelfristig einen zeitgemäßen Erinnerungsort gestalten.

PROGRAMM

16.00 Uhr: Begrüßung 16.20 Uhr: Kontext

Niko Hofinger: Ein chronologischer Überblick über die rassische NS-Verfolgung in Tirol

Nikolaus Hagen: „dass endlich auch mit den Juden abgefahren wird, die mit Ariern verheiratet sind“. Zur NS-Verfolgung von „Mischehen“

17.00 Uhr: Biografien

Bernhard Linhofer: Das Ehepaar Teuber – 1943 in den Selbstmord getrieben

Claudia Rauchegger: Johann Bronneck – vom Bezirks- hauptmann zum Gefangenen im KZ Reichenau

17.40 Uhr: Pause
18.00 Uhr: Schauplatz Reichenau

Horst Schreiber: Die Gedächtnislandschaft Tirol und der Gedenkstein in der Reichenau

Sabine Pitscheider: Häftlinge des Gestapo-Lagers in der Reichenau

Barbara Hausmair und Barbara Pöll:
Die NS-Lager Innsbruck-Reichenau aus der Luft. Zur räumlichen Entwicklung anhand eines Historischen GIS

19.00 Uhr: Diskussion

Moderation: Dirk Rupnow

Anschließend Wein

Die Veranstaltung ist eine Kooperation vonStadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Institut für Zeitgeschichte und Institut für Archäologien der Universität Innsbruck, Israelitische Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg _erinnern.at_ Tirol, Tiroler PfadfinderInnen-Archiv