Karl Pfeifer, Zeitzeuge und einer der Träger des ersten Simon-Wiesenthal-Preises, ist verstorben.

Der Zeitzeuge, Journalist und Kämpfer für Demokratie und gegen Antisemitismus ist am 6. Jänner 2023 verstorben.

Karl Pfeifer wurde am 22. August 1928 in Baden bei Wien geboren und wuchs dort auf. Nach dem „Anschluss“ wurden er und seine Familie antisemitisch verfolgt. Gemeinsam mit seinen Eltern gelang ihm die Flucht nach Ungarn, dort schloss er sich der „Haschomer Hatzair“, einer sozialistisch-zionistischen Jugendorganisation, an und schaffte 1942 die Flucht nach Palästina.

In Palästina lebte Karl Pfeifer im Kibbutz und trat in die israelische Armee ein, er kämpfte im israelischen Unabhängigkeitskrieg und kehrte 1951 nach Österreich zurück. Pfeifer arbeite zuerst im Hotelfachgewerbe, seit Ende der 70er Jahre war Pfeifer als Journalist tätig und hat mehrere Bücher verfasst.

 

Unermüdlicher Zeitzeuge bis zum letzten Tag

Karl Pfeifer war seit Anfang der 2000er-Jahre unermüdlich als Zeitzeuge im „ZeitzeugInnen-Programm“ des BMBWF tätig. Er war fast jährlich Gast am „ZeitzeugInnen-Seminar“ von _erinnern.at_, dort berichtet er Pädagoginnen und Pädagogen von seiner bewegten Lebensgeschichte. Er besuchte Schulen bis nach Vorarlberg und erzählte Schülerinnen und Schülern über seine Vertreibung aus Österreich nach dem „Anschluss“ 1938.

Noch am 2. Jänner 2023 erreichte _erinnern.at_ eine Anfrage von Karl Pfeifer, die sich um die Organisation eines Schulbesuchs in Oberpullendorf für Ende Jänner drehte. Karl Pfeifers Tod kam für uns, trotz seines hohen Alters von 94 Jahren, plötzlich und unerwartet. Wir sind tief betroffen und senden seinen Angehörigen und Freundinnen und Freunden unser Mitgefühl.

Karl Pfeifer als Mensch und seine Lebensgeschichte persönlich erlebt und kennengelernt zu haben wird vielen Schülerinnen und Schülern österreichweit nachhaltig in Erinnerung bleiben. Karl Pfeifer wird dem ZeitzeugInnen-Programm durch seine aktive Mitarbeit stets verbunden bleiben.

 

Offizielle Ehrungen

Am 4. Juli 2018 wurde Karl Pfeifer das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.

„Ich war laut österreichischem Gesetz kein Heimkehrer", berichtete Pfeifer, als er das Goldene Ehrenzeichen entgegennahm. „Befragt, wie ich mich hier fühle, antwortete ich aufrichtig: ‚Für meinen Geschmack sind die Nazis viel zu laut‘.“

 

2022 war Karl Pfeifer einer der vier Hauptpreisträger des ersten "Simon-Wiesenthal-Preises". Gemeinsam mit Lily Ebert (Großbritannien), Zwi Nigal (Israel) und Liliana Segre (Italien) nahm er stellvertretend für alle Zeitzeuginnen und Zeitzeugen den Simon-Wiesenthal-Preis im Parlament entgegen. „Mit Geduld und Verstand lassen sich Vorurteile und Judenhass zurückdrängen", sagte er damals. „Daran wollen wir gemeinsam weiterarbeiten."

Im Frühjahr 2023 sollte er im Parlament ein Buch präsentieren; es handelt von seiner Flucht mit anderen Kindern 1942 von Ungarn nach Israel.

 

Mehr lesen:

ORF NÖ über Karl Pfeifer: - Link

OTS des Parlaments zu Karl Pfeifers Tod: - Link

Mitteilung des Nationalfonds zum Simon-Wiesenthal-Preis 2022: - Link

Film „Zwischen allen Stühlen. Lebenswege des Journalisten Karl Pfeifer“: Link

Video-Interviews mit Karl Pfeifer: Link

 

Bücher von Karl Pfeifer:

"Einmal Palästina und zurück": Link

"Immer wieder Ungarn – Autobiographische Notizen, Nationalismus und Antisemitismus in der politischen Kultur Ungarns – Texte 1979 bis 2016": Link

"Nicht immer ganz bequem" - Politische Essays von Karl Pfeifer (Verlag Der Apfel): Link

 

Mehr Informationen zum ZeitzeugInnen-Programm: Link