Max Mannheimer ist im 96. Lebensjahr in München gestorben

"Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon".

Der Holocaustüberlebende und Zeitzeuge Max Mannheimer ist am Freitag den 23.09.2016 im Alter von 96 Jahren in München gestorben.

Mannheimer der mehrere Konzentrationslager überlebte wurde am 6. Februar 1920 in Nordmähren in der Tschechoslowakei geboren.  Mannheimer und seine Familie wurden im Januar 1943 ins Konzentrationslager Theresienstadt und anschließend nach Auschwitz deportiert. Über das Konzentrationslager Warschau wurde Mannheimer schließlich in das KZ Dachau bei München deportiert, dort wurde er einem „Außenkommando“, einer Zwangsarbeitseinheit zur Konstruktion einer unterirdischen Rüstungsfabrik, zugewiesen. Mannheimer wurde auf einem Todesmarsch von der US-Army in Oberbayern befreit. Seine Eltern, seine Geschwister und seine Frau waren in Auschwitz ermordet worden. Nur Mannheimer und sein Bruder Edgar überlebten den Holocaust.

Max Mannheimer ein aktiver Zeitzeuge

Ab Mitte der Achtzigerjahre begann er in Schulen und Gedenkstätten über den Nationalsozialismus und den Holocaust zu sprechen. Er sprach vor Schulkassen aber auch vor großem Publikum bei Gedenkveranstaltungen und begleitete die deutsche Bundeskanzlerin oder den US-Vizepräsidenten bei ihrem Besuch der Gedenkstätte Dachau. Mannheimer mahnte stets vor Rechtsextremismus und Antisemitismus.

Seine Botschaft an Jugendliche war stets: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon“. Das „Hauptziel“ seiner Schulbesuche sei es gewesen die Schülerinnen und Schülern „für die Demokratie stärken“, erkläre er der deutschen Wochenzeitung Die Zeit.

In einem Gespräch mit der Gedenkstätte Mühldorfer Hart erläuterte Mannheimer: „Meine ganzen Vorträge zielen darauf ab, und das ist meine ehrliche Überzeugung: Warnung und Versöhnung. Aus der Geschichte lernen und zwar nicht nur aus der Geschichte des Verhältnisses zwischen Juden und Nicht-Juden sondern allgemein die zwischenmenschlichen Beziehungen. Es ist ja so, man sieht es ja, dass diese Konfrontation künftig anders laufen wird, als es war. Geschichte, das wird jeder Geschichtsforscher bestätigen, wiederholt sich zwar in gewissen Ähnlichkeiten, aber so ganz genau wiederholt sie sich nicht“.

Max Mannheimer war früher häufiger Gast bei den Zeitzeugenseminaren von erinnern.at.

Erzählen und malen als Verarbeitung des Schreckens

Um seine Erlebnisse während des Holocaust zu verarbeiten begann Mannheimer auch zu malen, seit den 1960er Jahren entstanden zahlreiche Bilder die gelegentlich in Ausstellungen gezeigt werden. Seine Bilder signierte Max Mannheimer mit dem Namen ben jakov (Sohn Jakobs), in Erinnerung an seinen in Auschwitz ermordeten Vater.

Für seine Tätigkeit als Zeitzeuge und Mahner wurde er mehrfach ausgezeichnet. Bundespräsident Thomas Klestil hatte 2001 Mannheimer das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.

Mannheimer war Präsident des Internationalen Dachau Komitees/ Comité International Dachau, in einer seiner letzten Gedenkreden an der Gedenkstätte Dachau erklärte er: „Wir dürfen es nicht den Politikern überlassen, gegen rechte Parolen, Hetze und Aufmärsche, gegen Gewalt und Terror vorzugehen. Dazu sind wir alle aufgerufen. Heute kann niemand mehr - wie früher – sagen, davon habe ich nichts gewusst oder das geht mich nichts an. Eine Mitverantwortung für eine humane Gesellschaft geht uns alle an.
[…] Die Reihen der Überlebenden haben sich stark gelichtet. Umso bedeutender ist unser Gedenken in diesen Tagen und die Mahnung, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit aktiv zu schützen und zu bewahren".

Weiterführende Links:

Die Zeit über Max Mannheimer

Video-Interviews von Die Zeit mit Max Mannheimer

Kommentar der SZZ zum Tod von Max Mannheimer

Der Standard über Max Mannheimer

Gedenkstätte Mühldorfer Hart Interview mit Max Mannheimer

Foto: Fabian Mohr, CC BY-NC-SA 2.0