Zum Weltflüchtlingstag: Neue Heimat Israel

Zum Weltflüchtlingstag, präsentieren wir Videos von unserer Lernwebsite „Neue Heimat Israel“. Heute erscheint Österreich in der öffentlichen Wahrnehmung eher als Zielland von Flüchtlingen. Doch das war nicht immer so: Mehr als hunderttausend Menschen flohen nach 1938 vor den Nationalsozialisten oder wurden von ihnen Vertrieben.

Am 20. Juni wird der Weltflüchtlingstag weltweit in etwa hundert Ländern mit Veranstaltungen begangen. Die Vereinten Nationen und ihr Flüchtlingshilfswerk UNHCR riefen 2001, auf Basis einer Resolution der UN-Generalversammlung, den Weltflüchtlingstag aus. UNHCR möchte mit dem Weltflüchtlingstag, auf die Millionen Menschen aufmerksam machen die gezwungen sind, ihr Land zu verlassen.

Wenn es heute in Österreich über asylsuchende Flüchtlinge zu hitzigen Debatten kommt, wird eines oft vergessen: Es ist noch nicht so lange her, dass ÖsterreicherInnen selbst aus diesem Land flüchten mussten. Nur so konnten sie ihr Leben vor dem nationalsozialistischen Terror retten. Eines jener Länder, in denen österreichische Juden und Jüdinnen ab 1938 Zuflucht fanden, war das damals unter britischem Mandat stehende Palästina, das spätere Israel.

Flucht aus Österreich

Zwischen März 1938 und Jänner 1939 flohen ca. 65.000 Menschen, die von den Nationalsozialisten als jüdisch verfolgt wurden, aus jenen Teilen des Deutschen Reichs, die heute Österreich sind. Davon waren 20.000 wegen der Einreiserestriktionen als "Illegale" in den Aufnahmeländern. Tausende Kinder und Jugendliche wurden in sogenannten "Kindertransporten" in Sicherheit gebracht - Großbritannien etwa nahm ca. 7.000 bis 8.000 Kinder und Jugendliche auf.

Insgesamt ca. 130.000 Flüchtlinge aus dem Gebiet des heutigen Österreich fanden in 85 Ländern Aufnahme, die wichtigsten waren Großbritannien (ca. 31.000), die USA (ca. 30.000) und Palästina (ca. 15.000). Aus Ländern, die vom deutschen Reich besetzt wurden, v.a. Frankreich, Belgien, Italien, wurden viele Flüchtlinge in die Vernichtungslager deportiert.

Wege nach Palästina / Israel

Einerseits wurden jüdische Österreicher und Österreicherinnen durch die Repressalien nach dem „Anschluss“ im März 1938 in die Emigration getrieben, andererseits hemmten der Raub ihres Vermögens und die hohen Abgaben die Auswanderungsmöglichkeiten. Kein Emigrationsland war an verarmten Auswanderern/Auswanderinnen interessiert. Der Entschluss zu emigrieren war häufig mit einem Auseinanderbrechen der Familie verbunden, viele Kinder und Jugendliche mussten mit nur einem Elternteil oder allein fliehen.

Trotz schwieriger materieller Umstände und Einreiseverbote, schafften es etwa 15.000 ÖsterreicherInnen nach Palästina, in das heutige Israel. Für viele wurde Israel zur neuen Heimat.

Neue Heimat Israel

_erinnern.at_ hat 2011 die Flucht- und Lebensgeschichten von 13 aus Österreich nach Israel geflüchteten in Video-Interviews festgehalten und didaktisch für den Unterricht aufbereitet.

Gideon Eckhaus flüchtete 1938 von Wien über Triest nach Palästina. Ein geplantes Treffen mit seinem Vater in Triest kommt nicht zustande, sein Bruder überlebt den Holocaust in den USA, so kommt Eckhaus alleine in Palästina an. Jahre später erfährt er, dass sein Vater in Auschwitz ermordet wurde.

 

Er war maßgeblich an den Restitutionsverhandlungen mit der österreichischen Regierung beteiligt und zum Zeitpunkt des Interviews schon seit vielen Jahren Vorsitzender des Zentralkomitees der Österreicher in Israel.

„Das war das Schrecklichste“

Jehudith Hübner gelingt als einzige ihrer Familie im November 1939 die Flucht. Besonders schwer fiel ihr der Abschied am Bahnhof: „Das war das Schrecklichste, ich kann das gar nicht wiedergeben“.

„Meine kleine Schwester hat sich an mich gehängt, bitter geweint: ‚Bitte, geh nicht weg, nimm mich mit. Bitte nimm mich mit. Bitte geh nicht weg.’ Das war es“, erinnert sich Jehudith) an den Abschied von ihrer Schwester Edith. Sie konnte nicht mit nach Palästina fliehen und wurde – wie auch ihre Eltern – ermordet.

Die Geschichte von Jehudith Hübners kleine Schwester Edith ist Ausgangspunkt des Lernmaterials „Wer ist schuld am Tod von Edith Winkler? - Völkermord als gesellschaftliche Verantwortung“ von _erinnern.at_.

 

Unterrichtsmaterial:

Neue Heimat Israel

Lernmodul „Flucht und Vertreibung“ – Neue Heimat Israel

Über den Holocaust unterrichten: „Wer ist schuld am Tod von Edith Winkler? - Völkermord als gesellschaftliche Verantwortung“

Flucht und Vertreibung

Weiterführende Links:

Seeking Protection - A blog exploring what we can learn from the experiences of refugees before, during and after the Holocaust – for today

Informationen zum Weltflüchtlingstag