80 Jahre Anschluss in Tirol

VZ Jenbach: Claudia Rauchegger-Fischer über Nutznießerinnen im Bund deutscher Mädel; Horst Schreiber über Profiteure; Wolfgang Meixner und Hans-Peter Haberditz zu den jüdischen Opfern Johanna und Friedrich Reitlinger
Wann

14.03.2018 von 18:00 bis 19:30 (CET / UTC100)

Bundesland

Tirol

Wo

tirol

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Wann: 14. März 2018, 19 Uhr

Wo: VZ Jenbach, Achenseestraße 50

 

Wie junge Frauen und Männer vom Nationalsozialismus profitierten, veranschaulichen Claudia Rauchegger-Fischer und Horst Schreiber am Beispiel von Angehörigen des Bundes deutscher Mädel und Spitzenfunktionären von Partei und Verwaltung des Bezirks Schwaz.

Sie werfen auch einen Blick auf die Haltungen der Nutznießerinnen und Lebensläufe der Karrieristen nach 1945. Während sich die Frauen des BdM nach der „schönsten Zeit“ ihres Lebens zurücksehnten, konnten die Männer ihre Karrieren weitgehend fortsetzen.

Eingehend wird auf Walter Waizer, einem Günstling von Gauleiter Franz Hofer, eingegangen. Nach dem Krieg wurde der ehemals begeisterte Nationalsozialist Ehrenbürger der Stadt Schwaz und nahm eine führende Position im Unternehmen Swarovski ein.

Heimat und die Verehrung des Führers, TT vom 18.3.2018

 

„Ing. Friedrich Reitliner (1877-1938) – zur verdrängten Geschichte einer Person“


Wolfgang Meixner und Hans-Peter Haberditz werden dann in einem Vortrag das Leben und Sterben von Ing. Friedrich Reitlinger näher beleuchten: "Am 14. März 1938 verstarben in ihrem Haus in Jenbach der Industrielle und Besitzer der Jenbacher Berg- und Hüttenwerke Ing. Friedrich Reitlinger und seine Tochter Johanna. Die offizielle Version lautete "Tod auf Verlangen" sowie "Selbstmord". Ob der Tod aus Verzweiflung über die politische Entwicklung geschah ("Anschluss" Österreichs an Hitlerdeutschlands) oder aus Rache, ist nicht endgültig geklärt. Der tragische Tod und das Schweigen darüber überschattet die Betrachtung der Person Reitlingers bis heute. Ing. Friedrich Reitlinger entstammte einer wohlhabenden Wiener Bürgerfamilie jüdischer Herkunft. Sein Vater Julius Reitlinger hatte zusammen mit seinem Onkel Theodor 1881 die Jenbacher Berg- und Hüttenwerke gekauft und zu einem höchst profitablen Betrieb ausgebaut. 1914 wurde Ing. Friedrich Reitlinger Besitzer des Betriebes. In der Zwischenkriegszeit war er eine höchst angesehene Persönlichkeit des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und öffentlichen Lebens in Tirol und Österreich, der in seinem Heimatort Jenbach an zahlreichen Investitionen beteiligt war (ua. am Bau des Achenseekraftwerkes sowie dem Neubau der Volksschule). Reitlinger war aber auf Grund seiner jüdischen Abstammung immer auch angefeindet worden, besonders war er der NS-Hetze ausgeliefert. Nach seinem Tod gelangte sein Besitz an die Nazis, die Hüttenwerke an den Flugzeugunternehmer Ernst Heinkel. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges versuchte sein einzig überlebender Sohn, Friedrich Franz Reitlinger, vergebens, das Werk wieder in seinen Besitz zu erhalten. In dem Vortrag wird nicht nur die Person Reitlingers sowie seine Bedeutung dargestellt, sondern auch sein familiäres Umfeld beleuchtet und damit einer Persönlichkeit gedacht, dessen Bedeutung für Tirol und seinen Heimatort bis heute unterschätzt wird."