Pädagogen als gedächtnispolitische Akteure
Pädagogen als gedächtnispolitische Akteure - Gedächtnislandschaft Kärnten
Im Mittelpunkt steht die Rolle von uns Lehrerinnen und Lehrern als „gedächtnispolitische Akteure".
In der heutigen pluralistischen österreichischen Gesellschaft wird Lehrer/innen nicht mehr die Rolle zugewiesen, die verbindliche, einigende österreichische Geschichtserzählung an die nachwachsende Generation zu vermitteln, sondern ganz offensichtlich sind wir Lehrerinnen und Lehrer insofern gedächtnispolitische Akteure, als wir uns und unsere Geschichten einbringen sowie bestimmte Geschichten aus der Geschichte auswählen.
Die sozialpsychologische Dimension der Erinnerung bzw. Auseinandersetzung mit Holocaust und Nationalsozialismus bildet den ersten Schwerpunkt. Klaus Ottomeyer sowie Natan Kellermann werden einen Einstieg ins Thema ermöglichen. In sechs Workshop-Gruppen ist Platz für die persönlichen Zugänge der Teilnehmer/innen. Wir laden die Teilnehmer/innen ein, ein konkretes Objekt in die Workshops mitzubringen, das im Zusammenhang mit der NS-Vergangenheit bzw. für das Lernen über die NS-Vergangenheit von persönlicher Bedeutung ist.
Anhand der Kärntner Erinnerungslandschaft kann gut aufgezeigt werden, wie konkurrierende Erzählungen in parallelen Erinnerungsgemeinschaften tradiert werden und welche Bedeutung diese Erzählungen für gegenwärtiges Bewusstsein haben. Heidemarie Uhl wird sich mit der Bedeutung und Relevanz von Gedächtnis beschäftigen und damit die Grundlage für Klaus Amann, Karl Stuhlpfarrer und Lisa Rettl legen, die einen Überblick über die konkreten Formungen der Kärntner Gedächtnislandschaft geben werden.
Fünf Exkursionen führen uns nach Villach, an den Peršmanhof, an den Loibl-Pass, nach Radiše/Radsberg und durch Klagenfurt.
Am Montag geht es um uns Lehrer/innen als gedächtnispolitische Akteure. Peter Gstettner referiert über „Spuren suchen in Kärnten" und Lehrer/innen aus Kärnten diskutieren mit uns ihre Erfahrungen. Ein zweites Thema ist, wie unser heutiges Lernen über Nationalsozialismus und Holocaust durch die so stark antisemitisch geprägte österreichische Vergangenheit beeinflusst wird. Gerald Lamprecht beleuchtet Kontinuität und Transformation von Antisemitismus und Werner Dreier befasst sich mit der Relevanz für die Schule.
Das Seminarprogramm sieht Zeit für den Austausch der Erfahrungen der Teilnehmer/innen vor.
Das Seminar bietet Gelegenheit zur Begegnung mit vielen engagierten Kolleg/innen, insbesondere mit Teilnehmer/innen der Seminare in Yad Vashem. Wie letztes Jahr nehmen wieder Kolleg/innen aus Mitgliedsländern des Europarats sowie Student/innen aus Kärnten teil.
Das 4. Zentrale Seminar wurde gefördert durch den Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus