Antiziganismus und Religion - Neuerscheinung

Neuerscheinung: Antiziganismus und Religion. Elemente einer Theologie der Roma-Befreiung. Von Gernot Haupt.

Die Rolle der Religion sowie die Stellung der Kirchen zu der Volksgruppe der Roma sind ein noch weithin unerforschter Bereich. Dabei sind gerade religiös-weltanschauliche Ein­stellungen von entscheidender Bedeutung sowohl für das Verständnis als auch für die Umsetzung volksgruppenspezifischer Anliegen.

Dem Buch liegt eine qualitative Studie zum Verhältnis von Roma zu den Kirchen zugrunde, deren Ergebnisse mit den offiziellen Stellungnahmen der Kirchen in Beziehung gesetzt wurden. Das Buch soll dazu beitragen, diskriminierende und antiziganistische Einstellungen in Gesellschaft und Kirchen zu überwinden.

Münster u.a.: LIT-Verlag 2009, Reihe: Relitionswissenschaft Bd. 17, 240 S., 24.90 EUR, br., ISBN 978-3-8258-1765-7

ABSTRACT

Die Antiziganismusforschung stellt gegenüber der früher praktizierten „Tsiganologie“ einen neuen wissenschaftlichen Zugang zum Forschungsfeld Roma dar. Die Rolle der Religion im privaten und gesellschaftlichen Leben der Roma wurde dabei bisher noch kaum untersucht. Ziel dieser Arbeit ist es, anhand einer empirischen Studie herauszufinden, ob und in welcher Form der Antiziganismus die gesellschaftliche und religiöse Situation der Roma im untersuchten rumänischen Dorf prägt, ob und in welcher Form der Antiziganismus das Verhältnis von Roma zur Religion, im Speziellen zur katholischen Kirche prägt und welche Schlüsse aus diesem empirischen Befund für die theologische Neuorientierung der Roma-Pastoral zu ziehen sind. Zu diesem Zweck werden mit den Methoden der teilnehmenden Beobachtung sowie mit nicht standardisierten, rezeptiven biographischen Interviews die empirischen Daten in Rumänien erhoben. Für die Analyse der Dokumente zur Roma-Pastoral wurde die hermeneutische Textanalyse und –interpretation herangezogen. Als Quellen wurden die Transkriptionen der Interviews, Informationen von lokalen Institutionen usw. verwendet, für die Analyse der bisherigen Roma-Pastoral waren die Dokumente der römischen Kurie sowie andere nationale Pastoralkonzepte von Bedeutung, an Sekundärliteratur wurden Literatur in Rumänisch, Italienisch, Englisch, Deutsch, einige neuere französische Untersuchungen sowie eine große Zahl an Studien internationaler Institutionen herangezogen. Als Ergebnisse lassen sich verkürzt folgende Thesen festhalten: Die Grundstrukturen der antiziganistischen Exklusion in den einzelnen Funktionssystemen lassen sich durch die empirische Untersuchung im Dorf eindeutig nachweisen. Der gesellschaftliche Antiziganismus im untersuchten Dorf wird durch die lokalen und diözesanen Vertreter des Klerus innerkirchlich reproduziert. Die katholische Kirche hat die gesellschaftliche Einstellung zu den Roma übernommen und sich an der Verfolgung der Roma beteiligt bzw. dazu geschwiegen. Die römischen Dokumente zur Roma-Pastoral sind sowohl von ihrer biblischen Grundlage als auch von ihren pastoralen Zielsetzungen her geprägt von einer Fixierung auf das ethnisch determinierend verstandene Merkmal des „Nomadismus“. Eine Theologie der Roma-Befreiung muss von der biblischen Grundlage des Umganges Jesu mit den Ausgegrenzten seiner Zeit ausgehen, die Relationalität von ethnischer, kultureller und religiöser Identität ernst nehmen und die Inklusion von Roma in die Gesellschaft und in die Kirche als Ausdruck der eschatologischen Einheit des Volkes Gottes anstreben.

 

Kategorisierung

Region/Bundesland
Kärnten