Antisemitismus im Bildungsbereich – Prävention und Intervention

Was ist Antisemitismus?
Antisemitismus stellt wie jede gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit eine Form des „Othering“ dar, der Konstruktion von „den Anderen“. Mit dem Rassismus teilt der Antisemitismus die Markierung einer Gruppe als „anders“ und „fremd“ gegenüber der eigenen Gruppe und die damit verbundene Abwertung. Das spezielle Merkmal des Antisemitismus ist, dass Jüdinnen und Juden eine besondere Macht, besonderer Einfluss und Überlegenheit zugeschrieben werden.
In den letzten Jahren wurden unterschiedliche Definitionen für Antisemitismus vorgeschlagen und kontrovers diskutiert. Für das österreichische Bildungssystem wurde die 2016 veröffentlichte Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) als Bezugspunkt gewählt.
Die Arbeitsdefinition dient als Analyse- und Verständniswerkzeug in der Bildungsarbeit. Sie hilft, ausgehend vom Gesamtkontext den spezifisch antisemitischen Gehalt von Aussagen oder Handlungen zu ergründen. Dabei ersetzt sie nicht die Auseinandersetzung mit emotionalen Prozessen, Motivationen und Intentionen – denn nicht jede problematische Aussage ist automatisch antisemitisch. Wie die sehr allgemein gehaltene Arbeitsdefinition besser verstanden und angewandt werden kann lesen Sie hier.
In der langen Geschichte des Antisemitismus kommt dieser trotz Kontinuitäten in immer neuen Erscheinungsformen vor, über die Sie hier einen Überblick finden. Um vorhandene Denkmuster und Stereotype verstehen und aufbrechen zu können, ist es außerdem wichtig, die Funktionen, die Antisemitismus für Einzelne sowie gesellschaftlich haben kann, in den Blick zu nehmen.
Hintergrundwissen für Lehrpersonen
Die Prävention von Antisemitismus durch Bildung hat zahlreiche Handlungsfelder. Zu diesen zählen die Vermittlung von jüdischer Geschichte und Identität, die Holocaust Education und die gegenwartsbezogene antisemitismuskritische Bildungsarbeit. Antisemitismuskritische Bildungsarbeit bezeichnet pädagogische Ansätze und Konzepte, die antisemitische Erscheinungsformen, deren Tradierung oder deren Funktionen thematisieren. Antisemitische Denk- und Handlungsmuster werden nicht ausschließlich als individuelles, sondern ebenso als strukturelles und gesamtgesellschaftliches Phänomen verstanden. Die Bereitschaft zur Selbstreflexion ist dabei ein wesentlicher Schlüssel.
Im Folgenden finden Pädagoginnen und Pädagogen einen Einführungstext zu antisemitismuskritischer Bildungsarbeit sowie praxisnahe Handreichungen und Webtools zur pädagogischen Auseinandersetzung mit aktuellem Antisemitismus. Zur weiteren theoretischen Vertiefung stehen Fachtexte und Literaturempfehlungen bereit.
Weitere Informationen zur antisemitismuskritischen Bildungsarbeit
Bildungsangebote für Schule und Lehrkräfte
Prävention von Antisemitismus im schulischen Kontext bedeutet, das Thema im Unterricht vorbeugend zu behandeln, ohne dass es einen konkreten Vorfall gab. Dazu gehören beispielsweise die Auseinandersetzung mit Vorurteilen und Stereotypen in Geschichte und Gegenwart sowie die Vermittlung von Wissen über Antisemitismus, dessen Funktionen und Auswirkungen auf die Betroffenen.
Prävention von Antisemitismus ist nicht auf den Geschichtsunterricht beschränkt. In unterschiedlichen Fächern kann präventiv gegen Antisemitismus unterrichtet werden. Ein kompakter Überblick zum vorbeugenden Unterricht, zeigt, was es dabei zu beachten gilt und welche unterschiedlichen Themenbereiche Prävention umfasst.
Weiters findet sich im Folgenden eine Auswahl an Lernmaterialien, die direkt im Unterricht eingesetzt werden können. Ergänzend listet eine eigene Sammlung Angebote für Schulklassen auf, wie Workshops und Rundgänge, die durch außerschulische Bildungsinstitutionen angeboten werden. Auch aktuelle Fortbildungen für Lehrkräfte zur antisemitismuskritischen Bildungsarbeit, die von ERINNERN:AT und den Pädagogischen Hochschulen angeboten werden, sind übersichtlich zusammengestellt.
Auf Antisemitismus reagieren
Intervention umfasst das konkrete Handeln bei oder nach einem antisemitischen Vorfall. Sofortige Reaktionen auf antisemitische Aussagen, Bilder, Symbole bzw. Handlungen sind für die Schule unverzichtbar.
Beim Umgang mit antisemitischen Vorfällen steht der Schutz der betroffenen Person immer an erster Stelle. Ebenso wichtig ist eine klare und eindeutige Haltung der Lehrkraft: Antisemitismus darf nicht relativiert oder ignoriert werden. Institutionell kann bei Vorfällen die Schulgemeinschaft, wie das Kollegium und die Bildungsdirektion zur Seite stehen.
Die folgende Handlungsanleitung unterstützt Lehrpersonen, in deren Bildungskontext sich ein antisemitischer Vorfall ereignet oder ereignet hat, und fasst zusammen, welche Schritte empfohlen werden.
Antisemitismusprävention im Bildungswesen stärken
Die Auseinandersetzung mit Antisemitismus im Bildungsbereich findet unter bestimmten nationalen und internationalen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen statt. Die Europäische Union und Österreich setzen dabei auf eine Vielzahl strategischer Maßnahmen, um Antisemitismus effektiv zu begegnen, darunter die Förderung demokratischer Werte, die konsequente Meldung und Dokumentation antisemitischer Vorfälle sowie die gezielte Qualifizierung von Lehrkräften und Schulleitungen im Umgang mit Diskriminierung.
Im Folgenden ist ein Überblick über die zentralen europäischen und nationalen Strategien, Erklärungen sowie Gesetze zu finden, die den Umgang mit Antisemitismus im schulischen Kontext maßgeblich prägen. Dazu zählen die österreichische Nationale Strategie gegen Antisemitismus und deren Umsetzung sowie aktuelle Maßnahmenpakete im Hinblick auf die Bekämpfung von Antisemitismus im digitalen Raum.
Zu den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Antisemitismusprävention




