13. Seminar

17. - 30. August 2007

 

Seminarleitung: Mag. Peter Niedermair und Yariv Lapid

Vorbereitung: 20. - 21.5.2007 im Bildungshaus St. Virgil, Salzburg
Nachbereitungstreffen: 30.9. - 1.10.2007 im Bildungshaus St. Virgil, Salzburg
Die Seminarteilnehmer wurden  durch die Landesschulräte nominiert.

Das Seminar begann mit einer von Yariv Lapid geführten Tour in der Altstadt von Jerusalem und einer Exkursion nach Qumran am Toten Meer. Der erste Tag stand im Zeichen von Ankommen und Orientierung. Die ersten fünf Seminartage fanden an der International School for Holocaust Studies in Yad Vashem statt. Noa Mkayton konzipierte das Programm, Daniel Rozenga, Mitarbeiter am German Desk der ISHS, moderierte die Einheiten sehr professionell und ging aufmerksam auf die Fragen und Bedürfnisse der TeilnehmerInnen ein.

Die TeilnehmerInnen lernten das pädagogische Konzept der ISHS kennen; Shulamit Imber stellt die Philosophie der Yad Vashem Pädagogik vor und betonte, wie wichtig es sei, den Opfern des Holocaust einen Namen und eine Geschichte zu geben. Die TN erkundeten die Gedenkstätte zunächst für sich alleine, auf der von Daniel Rozenga und Debhora Hartman geführten Tour über das Yad Vashem Gelände wurden die Avenue of the Righteous, die Hall of Remembrance, das Memorial of the Deportees, die Partisan Memorials und das Children’s Memorial besprochen. Der zweistündige Besuch in der Ausstellung des New Historical Museum mit Noa Mkayton wurde methodisch und inhaltlich sehr geschätzt, die Zeit war allerdings viel zu kurz.

David Bankier ging in seinem Vortrag Nazi Germany and the Jews besonders auf Grundfragen ein, denen österreichische LehrerInnen im Unterricht begegnen, „wie war es menschlich möglich?“ und „wie konnte das alles kommen, wie es kam?“ und betonte mit anschaulichen Querverweisen in die aktuelle Gegenwart den human factor. Weitere interessante Vorträge waren: David Silberklang The Final Solution and Operation Reinhard,  Zvi Bernhard Pages of Testimony and the Yad Vashem Database of Holocaust, Victim’s Names – und das Konzept von Remembrance in Yad Vashem.

Noa MKayton ging im Rahmen des educational concepts der ISHS besonders auf die Altersadäquatheit im Unterricht der Holocaust Themen ein. Präsentiert wurden die in Yad Vashem entwickelten Unterrichtseinheiten: Tommy; I wanted to fly like a butterfly; Doch die Geschichte endete anders; Liberation and Return to Life sowie Using the web as a tool for the commemoration and education.

Die Begegnungen zwischen vier Überlebenden, die zu einem Workshop eingeladen waren, und den österreichischen Lehrer/innen berührte stark. Im darauf folgenden Vortrag The use of video-screened survivors’ testimonies in the classroom wird die für das Lernen in der österreichischen Schulpraxis wichtige Übergangssituation thematisiert, von der Begegnung mit den Lebenden hin zu deren konservierten Aussagen auf DVD und ähnlichen Medien.

Wie in allen vorangegangenen Seminaren arbeitet der Psychologe Nathan Kellermann seminarbegleitend in drei Einheiten mit der Gruppe. Er stellte Amcha vor, erörterte die Bedeutung von transgenerationellen Weitergabe von Traumata sowie das Thema der conspiracy of silence.

Bereichernd erlebten die TeilnehmerInnen die zweitägige geo-politische Fahrt in den Norden. Von Jerusalem bis Jericho, durch das Jordantal, Besichtigung der alten Synagoge mit den Mosaikmotiven in Beth Alpha; Capernaum am See Genezareth, weiter auf die Golan Heights. Yariv Lapid erläuterte die historischen Hintergründe der zionistischen Bewegung, kontextualisierte den Holocaust im Zusammenhang mit der Staatsgründung, der Geschichte des Staates Israels und erörterte ausgewählte politische, gesellschaftliche, ökonomische und soziale Schwerpunkthemen. Im Kibbutz Ayelet HaShahar, wo Yariv Lapid bis zu seinem 25. Lebensjahr lebte, erfuhren die Teilnehmer/innen Interessantes zur Geschichte der Kibbutzbewegung von den Anfängen bis zu den aktuellen Entwicklungen in der Gegenwart, über das gesellschaftlich-soziale Leben, die ökonomische Praxis, Fragen der Erziehung, Kindergarten und Schule.

In Massua, einer Holocaust Gedenkstätte im Mittelwesten Israels, hörten die TN Nili Kerens Vortrag Teaching the Holocaust in Israel und bekamen einen Überblick über methodische Zugänge. Kernelement der Holocaust Education in Massua ist, den Holocaust als ein von Menschen geschaffenes historisches Ereignis zu unterrichten.

Die drei Tage am Center for Humanistic Education in Lochame HaGetaot im Norden waren eine vertiefende Weiterentwicklung der Vorträge in Yad Vashem und wichtige Ergänzung für die Unterrichtspraxis in didaktisch-methodischer Hinsicht. David Netzer bot ein variantenreiches methodisches Repertoire zu den zentralen Fragen Lernen aus und über Geschichte und vor allem auch die Relevanz für die Gegenwart. Höhepunkte waren die Begegnung mit Havka Raban, einer in Warschau geborenen Auschwitz Überlebenden, die eine grundsätzliche Haltung für Schule und Lernen anklingen ließ, die ich für sehr bedeutend halte: „I don’t want youths to be indifferent. I want them to feel responsible for what is going on in the world.“ – sowie das Treffen mit Seminar AbsolventInnen der CHE. Acht arabische und israelische Jugendliche verteilten sich in gemischten pairs. Eine TeilnehmerIn. „Die interessanteste Seminarerfahrung meines Lebens. Ich nehme viel für meinen Unterricht in Österreich mit.“

PN

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