Tagung: Narrative gelungener Demokratie?

INTERDISZIPLINÄRE TAGUNG unter der Leitung von
Reinhard Heinisch, Reinhard Klaushofer
Christoph Kühberger und Margit Reiter
Wann

04.02.2021 10:00 bis 05.02.2021 13:30 (Europe/Vienna / UTC100)

Bundesland

Salzburg

Wo

Universität Salzburg, Rudolfskai 42, EG, Hörsaal 380 - im Bedarfsfall online

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Narrative können als sinnvermittelnde Erzählungen verstanden werden, die aufgrund ihrer Struktur dazu im Stande sind, Wahrnehmungen von ganz unterschiedlichen Aspekten einer Gesellschaft zu beeinflussen. Es ist dabei zentral, welche Narrative innerhalb eines bestimmten gesellschaftlichen Rahmens Gültigkeit für sich beanspruchen können, sich damit breit durchsetzen und so letztlich Sinn stiften. Aus einer wissen-schaftlichen Perspektive heraus gilt es jedoch immer auch, die Strukturen der Narrationen über ihre Funktion, ihre Akteure und ihre Praktiken beschreibbar zu machen. Die Tagung versucht daher danach zu fragen, welche Narrative in Österreich über die Demokratie existieren und welche Narrative sich gesellschaftlich durchsetzen. Wer sind oder waren Träger derartiger Narrative? Unter welchen gesellschaftlichen Einflüssen formierten sie sich? Bilden sich überhaupt dominante Narrative über die Entwicklung der Demokratie, die in der Gesellschaft geteilt werden, aus?

Demokratie wird in Österreich heute als Selbstverständlichkeit angenommen, demokra-tische Rechte werden gelebt und ein Ausbau in bestimmten Bereichen durchaus vehement gefordert, doch hat es den Anschein, dass es keine bzw. sehr wenige positive Narrative zur Demokratie gibt, die allgemein akzeptiert werden. In die Vergangenheit rückblickend kann daher gefragt werden:

  • Welche Rolle spielt diesbezüglich die Neuformierung der Demokratie nach 1945 in Österreich?
  • Welche Entwicklungen haben ab 1945 dazu geführt, dass Narrative über Demokratie von anderen Narrativen der Politik und Gesellschaft verstellt wurden?
  • Wie zeigen sich die Auswirkungen davon im Umgang mit Demokratie in der heutigen (politischen) Kultur in Österreich?
    In der Geschichtstheorie ist unstrittig, dass Menschen für ihre Orientierung in Gegenwart und Zukunft auf historische Narrative (Erzählungen über die Vergangenheit) zurück-greifen. Für das frühe 21. Jahrhundert ist jedoch zu beobachten, dass solche historischen Erzählungen über die (Entwicklung der) Demokratie in Österreich weitgehend abwesend sind. Oftmals sind es eher gegenwärtige politische Narrative, die zudem von Spezialfragen der Demokratie (Gewaltenteilung, Verfassung, Wahlrecht o. Ä.) in Beschlag genommen werden, ohne dabei zu verdeutlichen, dass diese die Demokratie grundlegend mit-bestimmen. Es ist daher sinnvoll zu fragen, welche dominanten Narrative es zur Demokratie in Wissenschaft und Öffentlichkeit in Österreich gibt.

Über einen interdisziplinären Austausch und die Berücksichtigung verschiedenster Perspektiven der Geschichts-, Rechts- und Politikwissenschaften versucht die Tagung sich dieser Problemlage zu nähern. Die Demokratie in Österreich gilt seit 1945 nicht als gescheitert. Das Verhalten der Menschen in Österreich im 21. Jahrhundert deutet darauf hin, dass diese Regierungs-, aber auch Lebensform einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung besitzt, vielleicht in vielen Bereichen sogar als gelungen klassifiziert werden könnte. Ziel der Tagung ist es daher auch, den Gründen für die Formierung bestimmter Narrationen über die Demokratie in Österreich nachzugehen und ihre Wirkungen auszuloten.

Die Tagung ist als hybride Veranstaltung geplant. Die Teilnahme ist sowohl vor Ort als auch online möglich.
Anmeldung per Mail: beate.roedhammer@sbg.ac.at