WAHRHEIT. Veranstaltung zur Erinnerung an die Bücherverbrennung 1938

Samstag, 30. April 2022, 11 Uhr
Salzburg-Museum (Kuenburg-Saal) und Mahnmal am Residenzplatz
(pandemiebedingt als Hybrid-Veranstaltung)
Wann

30.04.2022 von 11:00 bis 12:00 (Europe/Vienna / UTC200)

Bundesland

Salzburg

Wo

Salzburg Museum, Mozartplatz 1 und virtuell

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WAHRHEIT
Veranstaltung zur Erinnerung an die Bücherverbrennung 1938

Samstag, 30. April 2022, 11 Uhr, Salzburg-Museum (Kuenburg-Saal)

und Mahnmal am Residenzplatz sowie im Live-Stream

Eine Veranstaltung der Initiative Freies Wort (Tomas Friedmann, Albert Lichtblau, Karl Müller) mit dem Salzburg Museum (Martin Hochleitner) und zahlreichen Kooperationspartnern sowie mit freundlicher Unterstützung von Stadt und Land Salzburg sowie der Republik Österreich.

Persönliche Wahrnehmungen und Meinungen verdrängen zunehmend wissenschaftliche Erkenntnisse und Wahrheiten. Immer mehr Menschen scheinen – nicht erst seit der Corona-Pandemie – mit Aufklärung und Wirklichkeit auf Kriegsfuß zu stehen: Zweifel und Gerüchte, Fake-News und Lügen, Verschwörungstheorien und Mythen überlagern oft die WAHRHEIT. Was passiert aber mit einer Gesellschaft, die Fakten nicht mehr als solche erkennt und akzeptiert, die etwa Krieg nicht mehr Krieg nennt? Was, wenn die Wahrheit zwischen "alternativen" und echten Tatsachen verloren geht? Wenn Desinformation und Populismus die Überhand gewinnen? Über diese und andere Fragen diskutieren engagierte Persönlichkeiten aus den Perspektiven kritischer Wissenschaft, Philosophie und Politologie sowie von Kunst und Literatur.

Die Nationalsozialisten setzten ihr diktatorisches, also alle Lebensbereiche umfassendes und imperialistisch ausgerichtetes Umbruchs- und letztlich Vernichtungswerk in die Tat um. Dabei handelten sie voller Überzeugung im Namen der von ihnen kreierten, deutsch-völkischen, d.h. arisch-rassistischen vermeintlichen Wahrheit. Wahrheit wurde ihnen zur Glaubens- und Loyalitätsfrage, die keinen Widerspruch zuließ. Es galt: Wer im Besitz der „Wahrheit“ ist – und das waren sie ihrer Ansicht nach –, hat jedes Recht auf Herrschaftsausübung. Sogar die Wissenschaften und damit auch die Medizin wurden diesem neuen Glauben unterworfen. Der radikale Bruch mit allem Alten wurde in Salzburg nach der Annexion vom März 1938 euphorisch mit drei kulturpolitischen Propaganda-Inszenierungen zelebriert: mit der Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz, der Aufführung des Lamprechtshausner Weihespiels (von Karl Springenschmid) und der Ausstellung „Entartete Kunst“ im Salzburger Festspielhaus.


PODIUM

mit Günther Kaindlstorfer sprechen Barbara Blaha, Ilija Trojanow und Mirjam Zadoff

Günther Kaindlstorfer, geb. 1963 (Bad Ischl); ständiger Mitarbeiter des TV-Magazins „Kulturzeit (3sat), Initiator der ORF-Bestenliste, Moderator der Diskussionssendung „Kreuz und Quer“(ORF), Moderator und Sendungsgestalter für Ö1 (Von Tag zu Tag, Morgenjournal, Mittagsjournal, Leporello, Radiokolleg, Kontext, Ex Libris, Diagonal, Ambiente, Hörbilder, etc.); Kulturkorrespondent für deutsche und Schweizer Rundfunkstationen; freier Mitarbeiter mehrerer Printmedien (z. B. Der Standard, Die Presse, Falter, Weltwoche, Zürcher Tagesanzeiger, Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau, Stuttgarter Zeitung); offizieller Stadionsprecher der österreichischen Autoren-Fußballnationalmannschaft.

Barbara Blaha, geb. 1983, Gründerin des Politkongresses Momentum (2008) und des Thinktanks Momentum Institut (2019): Untersuchungen zur jeweiligen sozioökonomischen Lage; Interesse für verteilungspolitische Probleme; Arbeit an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik; ehemalige Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft; Studium der Germanistik in Wien; kaufmännische Leiterin beim Czernin-Verlag und Sachbuch-Programmleitung im Brandstätter-Verlag; seit 2013 im Universitätsrat der Universität Salzburg; Buchautorin (auch gem. mit Sylvia Kuba, Josef Weidenholzer) zu gesellschaftspolitischen Fragen, u.a. über Politik und Öffentlichkeit, Solidarität, Freiheit und Gerechtigkeit.

Ilija Trojanow, geb. 1965 Sofia; Schriftsteller, Übersetzer und Verleger; 1971 Flucht über Jugoslawien und Italien nach Deutschland (politisches Asyl); 1972 nach Kenia, Studien in Deutschland, Nairobi, Paris; seit 1999 in Mumbai, seit 2003 in Kapstadt, heute in Wien; seit 1993 ca. 40 Bücher verschiedener Genres (Romane, Sachbücher, Reiseberichte, Reportagen, Essays, Gedichte, Poetologisches, zeithistorische Dokumentationen, InternetNovel, z. B. „Der Weltensammler“ 2006, „EisTau“ 2011, gem. mit Julie Zeh „Angriff auf die Freiheit“ 2009, „Wissen und Gewissen“ 2014, „Macht und Widerstand“ 2015, „Meine Olympiade“ 2016, „Gedankenspiele über die Neugier“ 2020); Umfangreiche Herausgebertätigkeit und Übersetzungen, etwa 40 Texte (z.B. Texte von Ryszard Kapuścínski 2007, E.E. Kisch 2008, J. Steinbeck 2011, Gandhi 2019, A. Bouanani 2020); seit 1995 zahlreiche Auszeichnungen, Preise und Poetikdozenturen (z. B. Preis der Leipziger Buchmesse 2006, Heinrich-Böll-Preis 2017, Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz im Denken und Handeln 2018); Unterstützer der Charta der Digitalen Grundrechte 2016, seit 2017 im Präsidium des PEN-Zentrums Deutschland.

Mirjam Zadoff, geb. 1974 Innsbruck, Historikerin und seit 2018 Direktorin des NS-Dokumentationszentrum München; Studium der Geschichte und Judaistik in Wien; 2001/02 Mitglied der Historikerkommission der Republik Österreich zum Thema „Vermögensentzug“, Rückgaben und Entschädigungen; Promotion in München mit der Schrift „Nächstes Jahr in Marienbad. Gegenwelten jüdischer Kulturen der Moderne“ (2006); mehrere Wissenschaftspreise (z. B. der Bayerischen Akademie der Wissenschaften; Salo W. Baron Prize der American Academy for Jewish Researc), Habilitationsschrift „Der rote Hiob. Werner Scholem“ (2014); zwischen 2014 und 2019 Inhaberin des Alvin H. Rosenfeld Lehrstuhls für Jüdische Studien an der Indiana University Bloomington; Gastprofessuren und Fellowships brachten sie nach Berkeley, Zürich, Berlin, Augsburg, London und Jerusalem; ao. Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

 

REDE beim Mahnmal am Residenzplatz um ca. 12.30 Uhr

Brita Steinwendtner, geb. 1942 Wels; Schriftstellerin, Regisseurin; Studium der Geschichte und Germanistik in Wien und Salzburg; promovierte Historikerin; 1972–2000 freie Mitarbeiter im ORF und bei europäischen Rundfunkanstalten; langjährige Leiterin der Rauriser Literaturtage (1990–2012); Herausgeberin und Autorin von Romanen (z.B. Im Bernstein 2005, Du Engel – Du Teufel. Emmy Haesele und Alfred Kubin 2009; Gesicht im blinden Spiegel 2020), literatur- und kulturwissenschaftlichen Essays und literarischen Porträts (Serie von „Dichterlandschaften“), Gedichten, Erzählungen (z.B. Rote Lackn 1999), zahlreiche Literatur-Hörfeatures und TV-Porträts (z. B. zu Peter Handke, H.C. Artmann, Ilse Aichinger, Künstlerische Doppelbegabungen); zahlreiche Preise und Auszeichnungen (z. B. Preis des Kulturfonds der Stadt Salzburg für das Lebenswerk 2005, Buchpreis der Salzburger Wirtschaft für herausragende literarische Leistungen im Schreiben und in der Literaturvermittlung 2007, Ehrenring in Gold der Paris-Lodron-Universität Salzburg 2010, Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 2012);

Musikalische Begleitung

Irmgard Messin, geb. in Mondsee; Flötenstudium am Mozarteum bei Irena Grafenauer; Meisterkurse u.a. bei Wolfgang Schulz, Michel Debost, Jeanne Baxtresser, Carine Levine, Istvan Matuz und Susan Milan); Mitglied im Gustav Mahler Orchester, der Österreichischen Jugendphilharmonie, des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, der Camerata Academica Salzburg und dem Mozarteum Orchester Salzburg; Lehrtätigkeit in Bangkok und am Mozarteum; seit 1993 Mitglied des œnm. œsterreichisches ensemble fuer neue musik; Auftritte bei Wien Modern, den Bregenzer Festspielen, dem Warschauer Herbst, den Salzburger Festspielen, der Biennale München; 2011 erste Solo-CD „flute“ mit Werken zeitgenössischer Musik.

Programmierung des Salzburger Glockenspiels mit dem Lied DONNA DONNA

… ursprünglich jiddisches Lied (Text: Aaron Zeitlin, Musik: Sholom Secunda; hebr. Donaj/Adonai), 1940 für das Musical „Esterke“ geschrieben; Reflexion über die Situation der Jüdinnen/Juden im Dritten Reich; Übersetzungen in viele Sprachen. 3. Strophe: Arme Kälbchen kann man fesseln und zum Schlächter schleppen hin, / frei zu sein bedarf es Flügel, und du fliegst zum Himmel hin. // Lacht der Wind im Kornfeld, lacht und lacht und lacht, / lacht den ganzen Tag darüber und noch die halbe Nacht. / Donaj, Donaj, Donaj....... daj!“

 

Die Kooperationspartner

Salzburger Autorengruppe (SAG), Stefan Zweig Zentrum Salzburg, Stolpersteine Salzburg, Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, KZ-Verband/VdA Salzburg, Israelitische Kultusgemeinde Salzburg, Literaturhaus Salzburg, Erinnern.at, Friedensbüro Salzburg, Katholische Aktion Salzburg, Plattform für Menschenrechte, Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte, Caritas Salzburg, Afro-Asiatisches Institut Salzburg (AAI), Diakonie Flüchtlingsdienst, Akzente, AK Salzburg.