Neue Lern-Website: Warum wurden Stefan Widla und Jan Kosnik ermordet?
Stefan Widla und Jan Kosnik arbeiteten beim Bau des Innkraftwerks Kirchbichl. Lokale NS-Funktionäre beobachteten ein Treffen der beiden mit Annemarie Edenhauser und Hedwig Schwendter. Sie denunzierten die beiden Frauen aus Häring, sodass die Gestapo alle vier verhaften ließ. Auslöser war der Verdacht auf intime Beziehungen, was nach NS-Recht streng verboten und mit dem Tod bedroht war.
Nach intensiven Verhören meldete die Gestapo den Fall nach Berlin. Reichsführer-SS Heinrich Himmler ordnete persönlich die Erhängung der Polen im Lager Kirchbichl an. Landsleute von Widla und Kosnik mussten die Exekution ausführen.
Annemarie Edenhauser und Hedwig Schwendter wurden in die Konzentrationslager Ravensbrück und Auschwitz deportiert, beide überlebten. Nach dem Krieg kämpfte Annemarie Edenhauser viele Jahre vergeblich um die Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus. Die Begründung war, dass Beziehungen mit einem feindlichen Ausländer „die Moral der kämpfenden Truppe und auch der Bevölkerung im Hinterland schwer gefährden“.
2024 errichtete die TIWAG in Kirchbichl ein Gedenkzeichen, das an diese Ereignisse und die Zwangsarbeit während der NS-Zeit in Tirol erinnert.
Wissenschaftliche Grundlage der Lern-Website ist die Publikation von Horst Schreiber: „Liebesverbrechen“, Zwangsarbeit und Massenmord. NS-Täter und Opfer in Tirol, Polen und der Sowjetunion, Innsbruck-Wien 2023.