Eröffnung der Kunstinstallation „Mobiles Bethaus“ von Oskar Stocker und Luis Rivera

Die Israelitische Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg lädt ein.
Wann

09.11.2021 von 19:00 bis 20:00 (Europe/Vienna / UTC100)

Bundesland

Tirol

Wo

Landestheatervorplatz in Innsbruck

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iCal

Programm:

Begrüßung: IKG-Präsident Günter Lieder
Grußworte: Bürgermeister Georg Willi

Führung durch die Künstler Oskar Stocker und Luis Rivera

Niko Hofinger: Warum gibt es in Innsbruck kein Foto der Alten Synagoge?

Kaddisch-Gebet für die Opfer der Pogromnacht 1938

Musik: Helmut Sprenger


Das Mobile Bethaus
Eine temporäre Installation im städtischen Raum

Das Mobile Bethaus besteht aus insgesamt 18 Bauteilen. Die Module sind in ihren Abmessungen so konzipiert, dass das Gesamtpaket an Teilen in einen genormten Seecontainer verstaut werden kann. Dadurch ist das in Graz vorgestellte Bethaus mobil und kann auf Tournee gehen – ein Hinweis auf die Diaspora, das immerwährende Schicksal des Judentums und vieler auf der Flucht befindlicher Menschen.

Der Raum
Aufbauend auf dem sechseckigen Grundriss des Davidsterns, auf einer Grundfläche von 14,5 m2, ist der Stern von außen kaum ablesbar. Erst im Innenraum der Installation wird er besonders an der Decke sichtbar. Beim Betreten des Mobilen Bethauses findet der Besucher einen nahezu leeren, hellen Raum vor. Durch das transluzente Material der Decke fällt natürliches Licht diffus in den weiß gefärbten Innenraum. Im Zentrum des Raumes scheint eine in Augenhöhe verspiegelte Säule zu schweben – ein Verweis auf die biblische Geschichte von Moses, der sein Volk der Israeliten aus Ägypten führt. Die Wolken- und Feuersäulen weisen ihm dabei den Weg.
Beim Blick in den Spiegel sieht sich der Besucher selbst in die Augen.
Trotz der symbolträchtigen Form des Hexagramms, dessen Zacken den Innenraum stark strukturieren, obliegt dem Besucher die freie Interpretation der Installation. Eine begehbare Skulptur, deren Innenraum einerseits durch die gezackte Form und die zentral im Raum schwebende Säule Spannung erzeugt, andererseits durch die Leere des Raumes Entspannung in sich birgt.
Ein Raum, der neugierig macht, zum Innehalten, Reflektieren, Meditieren einlädt oder auch dazu, kurzfristig dem Stadtgeschehen zu entfliehen.
Nutzung und Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk werden dem Betrachter überlassen.
An der Außenhülle befestigte Monitore weisen auf einen weiteren Themenschwerpunkt der Installation hin. Hier wird der Betrachter gelenkt, informiert, das Kunstwerk mit Inhalten befüllt, diese der Öffentlichkeit unmittelbar zugänglich, sichtbar gemacht.
Menschen wurden einst in dieser Stadt zu Unrecht verurteilt und geschändet, nun werden die Angeklagten von damals zu den Anklägern.
Beim Mobilen Bethaus steht die politische Dimension im Spannungsfeld zur spirituellen Dimension.
Im Innenraum das Beten, die Meditation, aus der Tiefe des Inneren kommend und das Außen, die Öffentlichkeit, die sich im Idealfall in gegenseitiger Akzeptanz und Wertschätzung als Gemeinschaft wiedererkennt.

Die Position
Das sternenförmige Polygon wirkt in sich abgeschlossen, tritt nicht in ein Zwiegespräch mit dem es umgebenden Stadtraum. Die Position am Platz ist beliebig gewählt, das Mobile Bethaus präsentiert sich wie zufällig auf den Platz geschoben.
Ein spannungsgeladener Raum, den die Künstler Oskar Stocker und Luis Rivera der Öffentlichkeit präsentieren. Eine Installation, die viele Fragen hervorruft, zum Nachdenken animiert.
Text: nach Rita Pirpamer