Ring-Vorlesung: NS-Medizin, ihre Kontexte und Nachgeschichte – Das Beispiel Burghard Breitner (1884-1956)

Die Vorlesung versammelt ExpertInnen aus verschiedenen Disziplinen und beleuchtet aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Person Burghard Breitners im Kontext ihrer Zeit und ihrer verschiedenen Tätigkeitsfelder sowie den erinnerungskulturellen und geschichtspolitischen Umgang mit ihr.
Wann

05.10.2021 18:30 bis 01.02.2022 20:00 (Europe/Vienna / UTC200)

Bundesland

Tirol

Wo

virtuell bzw. hybrid (Podiumsdiskussion)

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Burghard Breitner, Vorstand der Innsbrucker Chirurgischen Universitätsklinik von 1932 bis 1955, war Zeit seines Lebens in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen aktiv: Von seinem medizinischen Ruf, den er als Arzt in Kriegsgefangenschaft bereits im Ersten Weltkrieg erworben hatte, über seine schriftstellerischen Tätigkeiten, die er seit seiner Jugendzeit verfolgte, bis hin zur Kandidatur für die Bundespräsidentschaft 1951. An der Universität Innsbruck wurde er im Studienjahr 1952/53 zum Rektor gewählt, ab 1950 war er Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes. Seine NSDAP-Mitgliedschaft ab 1939 versuchte der zeitlebens deutschnational orientierte Breitner in der Nachkriegszeit als ihm unbekannt darzustellen. Nichts desto trotz war er als Klinikvorstand mit der Einführung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses 1940 zur Zwangssterilisierung von männlichen Zivilpersonen und Strafgefangenen sowie zu sogenannten freiwilligen Entmannungen offiziell „ermächtigt“ worden. Diese wurden an der Chirurgischen Klinik auch durchgeführt – nach aktuellem Forschungsstand nicht von Breitner selbst, doch die Verantwortung lag bei ihm.

Breitner bekam ein städtisches Ehrengrab in Innsbruck, dessen Sonderstatus mittlerweile aberkannt wurde. Auch eine Straße im Stadtteil Reichenau wurde nach ihm benannt.