Film: The End of Neubacher Project
- https://www.erinnern.at/bundeslaender/wien/termine/film-the-end-of-neubacher-project
- Film: The End of Neubacher Project
- 2008-01-18T18:00:00+01:00
- 2008-01-26T18:00:00+01:00
- Diskussion mit dem Regisseur. Am 18., 20., 25. und 26.1. steht der Regisseur Marcus J. Carney im Anschluss an die Hauptabendvorstellung von The end of the Neubacher project im Wiener Votivkino für Publikumsgespräche zur Verfügung.
- Wann 18.01.2008 17:00 bis 26.01.2008 17:00 (CET / UTC100)
- Bundesland Wien
- Wo wien
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DAS NEUBACHER PROJEKT erzählt die Geschichte von Marcus J. Carney
und seiner Familie mütterlicherseits. Am Anfang scheinen alle
Portraitierten großteils gesunde, durchschnittlich neurotische
Mitglieder einer durchschnittlichen Familie zu sein. Der Filmemacher
versucht die Nazi-Familiengeschichte aufzuarbeiten, Schritt für Schritt
entdeckt er jedoch tiefere Verstrickungen und Schichten der Verdrängung.
Die Hauptbeziehung im Film entwickelt sich zwischen dem Filmemacher und
seiner Mutter, die während der Dreharbeiten an Krebs erkrankt.
Mit seiner überwältigenden Montage von familiärem Foto- und 8mm-Filmmaterial darf dieser Film zurecht ein Episches Home Movie
genannt werden. Die Grenzen zwischen ‘privat’ und ‘öffentlich’
verschwimmen zunehmend bei Carney’s Einsatz von Archivmaterial, das
seine Vorfahren als Mitglieder der Österreichischen Nazi-Elite zeigt.
Carney erforscht in diesem Langzeitprojekt mithilfe emotionalisierender
Bilder das Trauma einer typischen österreichischen Familie, die von
atavistischer Jägertradition ebenso bestimmt wird wie von ihrem
Schuldgefühl, resultierend aus ihrer eigenartigen Verstrickung in den
Nationalsozialismus. Im Zentrum dieser gebrochenen Familie steht die
Unfähigkeit zu trauern. Diese wird so stark, daß sie Leben kostet.
Acht
Jahre sind von der Notwendigkeit das Projekt zu beginnen bis zu seiner
Fertigstellung vergangen. Carney’s Großmutter und in der Folge auch
seine Mutter sind währenddessen gestorben. Wir werden Zeugen wie beide
Frauen tragischerweise nicht mehr fähig werden mit dem Vermächtnis
umzugehen. Je mehr Carney herausfindet, desto mehr wird sein eigenes
Bild erschüttert. Aus Überlebensstrategie oder Zynismus hat die
Großmutter ihre unmittelbare Schuld niemals eingestanden. Die Mutter
wiederum war ihr Leben lang hin- und hergerissen zwischen ihrer
Anerkennung historischer Fakten und ihrer Liebe für ihre Eltern. Dies
hat ihr eigenes Leben zerstört und bedroht indirekt das des
Filmemachers. Er findet sich in einer ähnlichen Lage wieder: wie kann
er eine Mutter lieben, die zu Liebe nicht fähig ist?
Carney’s
Blick hält der Agonie beider Frauen stand – und er erspart sich selbst
nicht, die Kamera gegen seine eigene Agonie zu richten. So wie er
gebannt und ohne Selbstmitleid in die Vergangenheit und die sich
tragisch entwickelnde Gegenwart blickt, sehen wir ihn dabei, wie er
lernt nicht mehr über die Verdrängung seiner Mutter zu richten. Er
akzeptiert, daß diese Verdrängung auch ihn geformt hat. Letztendlich
schafft er es durch den Prozeß dieses Film seine Mutter ohne
Bedingungen zu lieben wie sie ist.
In einer letzten
äußerst tragischen Szene sehen wir Carney beim Begräbnis seiner Mutter
die Totenrede halten, in der er keinem der Anwesenden die Fakten der
Verdrängung erspart. Dies wirkt umso stärker als er sich jede
Selbstgerechtigkeit dabei verbietet.
Am Ende bleibt Carney’s Mut als Aufforderung an andere Filmemacher und jeden der Film sieht: falls wir tatsächlich plötzlich die Wahrheit finden, die wir immer vorgeben zu suchen: können wir überhaupt damit leben? DAS NEUBACHER PROJEKT geht hier noch weiter: es zeigt uns wie.
http://www.neubacherproject.com/d_synopsis.htm