Europatag 2020 – Verfolgte des Nationalsozialismus setzen sich für Europa ein

Zahlreiche Verfolgte des Nationalsozialismus oder seiner faschistischen Verbündeten haben sich für die europäische Idee eingesetzt. Der 9. Mai ist der von den EU-Institutionen ausgerufene Europatag.

 

Der 9. Mai ist der von den EU-Institutionen ausgerufene Europatag: Zahlreiche Verfolgte des Nationalsozialismus oder seiner faschistischen Verbündeten, aus allen politischen Richtungen, haben sich nach ihrer Befreiung für die europäische Integration engagiert. Eines der frühesten Dokumente für diese ist das „Manifest von Ventotene“. Die drei Antifaschisten Altiero Spinelli (Kommunist), Ernesto Rossi (Liberalist) und Eugenio Colorni (Sozialist) haben auf der Gefängnisinsel Ventotene auf Zigarettenpapier ein Manifest für ein demokratisches vereintes Europa verfasst. Dieses Manifest ist eines der ersten Dokumente zugunsten einer europäischen Verfassung. Laut dem Dokument ist jeder Sieg über faschistische Mächte vergeblich, wenn er lediglich zur Schaffung einer neuen Version des alten europäischen Systems souveräner Nationalstaaten in anderen Bündniskonstellationen führt.

 

Altiero Spinelli gilt als eine der Gründer der EU. Er war kommunistischer Parlamentsabgeordneter im Europäischen Parlament und für die Europäische Kommission für Innenpolitik zuständig. Am 14. Februar 1984 billigte das Europäische Parlament seinen Antrag mit überwältigender Mehrheit und nahm den Entwurf des Vertrags zur Gründung der Europäischen Union an, den sogenannten „Spinelli-Entwurf“.

 

Auch aus Österreich stammende Überlebende des Holocaust setzten und setzen sich für die europäische Idee ein. So auch der aus Wien stammende Auschwitz-Überlebende Paul Schaffer – ein enger Freund von Simone Veil, der ersten Präsidentin des europäischen Parlaments und ebenfalls Auschwitz-Überlebenden. Schaffers Geschichte ist auch Teil unserer Lern-App „Fliehen vor dem Holocaust. Meine Begegnung mit Geflüchteten“.

 

„Man muss seinen Nächsten nicht als seinen Fremden anschauen, sondern als Mitglied der Menschheit … er gehört zur Menschheit“, sagt Herbert Traube. Herbert Traube floh als Wiener Jude vor der antisemitischen Verfolgung und kehrte 1945 als französischer Soldat nach Österreich zurück. Traube befreite zu erst Stuttgart und anschließend Vorarlberg von der nationalsozialistischen Herrschaft. Nach dem Krieg ließ er sich in Südfrankeich nieder, wurde Ingenieur und wurde stellvertretender Bürgermeister in Menton. „Ich bin ein Europäer mit jüdischen Wurzeln!“, so Traube über seine Identität. Auch er engagiert sich für die europäische Integration und wünscht sich von der Jugend ein pro-europäische Engagement. 2019 organsierte _erinnern.at_ Schulgespräche mit Herbert Traube in Vorarlberg, aus diesen Schulbesuchen stammt ein Video-Interview, nun ist es auf unserer Website weitererzaehlen.at verfügbar.

 

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Über Spinelli: - Link

Interview mit Herbert Traube: - Link

Interview, Lern-App und Geschichte von Paul Schaffer: - Link