Intervention: Auf Antisemitismus reagieren
Beim Umgang mit antisemitischen Vorfällen steht der Schutz der betroffenen Person immer an erster Stelle. Ebenso wichtig ist eine klare und eindeutige Haltung der Lehrkraft: Antisemitismus darf nicht relativiert oder ignoriert werden. Danach folgt die Adressierung der VerursacherInnen sowie die Solidarität mit jenen, die sich gegen die antisemitische Tat oder Äußerung stellen und Haltung zeigen. Erst dann werden notwendige Konsequenzen gezogen. Eine gute Nachsorge sowie Schlussfolgerungen sollen nachhaltig wirken.

Antisemitischer Vorfall
- Stoppen Sie den Vorfall sofort. Stellen Sie sich schützend an die Seite der Betroffenen.
- Reagieren Sie auch bei „verstecktem“ oder nicht beabsichtigtem Antisemitismus indem Sie die Problematik aufzeigen.
- Setzen Sie klare Grenzen und zeigen Sie Haltung.
- Widersprechen Sie antisemitischen Aussagen – auch wenn ihres Wissens nach keine Jüdinnen und Juden anwesend sind.
- Solidarisieren Sie sich mit jenen, die sich gegen die diskriminierende Aussage oder Handlung stellen, und Haltung sowie Zivilcourage (vor-)zeigen.
- Binden Sie das Umfeld ein: Aktivieren Sie Beteiligte und stärken Sie sie in einer antisemitismuskritischen Haltung.
Betroffene
- Schützen Sie Betroffene von Antisemitismus. Der Schutz von Betroffenen hat immer Vorrang.
- Nehmen Sie die Erfahrungen der Betroffenen ernst und versuchen Sie, ihre Perspektiven zu verstehen. Solidarisieren Sie sich mit Ihnen und stärken Sie Ihre Position in der Gruppe.
- Nehmen Sie die Wünsche der Betroffenen im Umgang mit dem Vorfall ernst.
Verursacherinnen und Verursacher
- Trennen Sie Person und Aussage bzw. Tat. Erklären Sie, dass es sich um Antisemitismus handelt, ohne die verantwortlichen Personen als Antisemitinnen und Antisemiten zu bezeichnen.
- Bedenken Sie, dass eine Aussage bzw. Tat antisemitisch sein kann, auch wenn das nicht beabsichtig ist. Es geht um die Wirkung, nicht um die Intention.
- Suchen Sie das Gespräch und stellen Sie den verantwortlichen Personen Fragen, um einerseits zu verstehen, was Sie wie gemeint haben und andererseits ihre Position in Frage zu stellen. Geben Sie den verantwortlichen Personen die Möglichkeit zum Überdenken ihrer Aussagen oder Handlungen. Bei Bedarf können Sie sich dafür (professionelle) Unterstützung holen.
- Reflektieren Sie die Hintergründe, Motive und Ziele des Vorfalls und holen Sie sich dazu kollegiale Unterstützung.
Konsequenzen
- Machen Sie den Vorfall zum Thema: in der Schulklasse, in der Schulgemeinschaft, im Kollegium oder in der Bildungsverwaltung.
- Beziehen Sie die Betroffenen ein und nehmen Sie deren Wünsche ernst.
- Suchen Sie sich Verbündete und planen Sie Maßnahmen gemeinsam.
- Unterstützung finden Sie bei Beratungseinrichtungen.
- Kommunizieren Sie die getrof¬fenen Maßnahmen für alle transparent
- Melden Sie jeden antisemitischen Vorfall bei der Antisemitismus-Meldestelle der IKG Wien: https://www.ikg-wien.at/antisemitismus-meldestelle
- Prüfen Sie mögliche rechtliche Schritte bei schweren und überzeugten Taten.
Nachsorge und Schlussfolgerungen
- Begleiten Sie die Betroffenen unterstützend und richten Sie sich dabei nach deren Wünschen.
- Entwickeln Sie langfristige Strategien und Konzepte, um eine Wiederholung des Vorfalls zu verhindern. Bauen Sie Schutzkonzepte und Beschwerdewege aus.
- Erstellen Sie ein diskriminierungskritisches Leitbild, das Antisemitismus explizit einschließt.
- Etablieren Sie präventive Maßnahmen.
- Entwickeln Sie eine fächerübergreifende, antisemitismuskritische Unterrichtspraxis.
- Organisieren Sie Weiterbildungen für sich und Ihre Kolleginnen und Kollegen.
- Etablieren Sie institutionalisierte Räume für Reflexion und Fallbesprechung.
- Evaluieren Sie die getroffenen Maßnahmen.
