Gedenktag 5. Mai 2009

Salzburger Schulen besuchen Gedächtnisorte, nehmen an Gedenkveranstaltungen teil und beschäftigen sich mit dem Gedenktag.

Evangelische Hauptschule:

Die 4.Klasse beschäftigt sich seit Dezember mit dem Thema Nationalsozialismus und haben im Zuge dessen den Obersalzberg besucht. Am 5. Mai wird ein Dokumentarfilm über Mauthausen gezeigt und eine Gedenkminute abgehalten.

HS Hubert Sattlergasse:

Besuch einer Klasse beim Mahnmal gegen den Faschismus am Bahnhof und beim Mahnmal für die getöteten Behinderten im Mirabellgarten.

PG Ursulinen:

Den SchülerInnen der 3c werden Fragen zum Nachdenken gegeben.

Ausgehend von der Geschichte Mauthausens wird auf das Schicksal von Frau Rosa Winter, die im Salzburger "Zigeunerlager" war eingegangen. Nach der Befreiung aus dem KZ hat sie sich vor allem vorgenommen, dazu beizutragen, dass solche schrecklichen Dinge nicht mehr passieren können. Die Gedanken dazu werden von den Schülerinnen schriftlich formuliert.

Ferner wurde eine Zeitzeugin in eine Klasse eingeladen. Die Schülerinnen arbeiten an der Sammlung ihrer Gedanken für den Schuljahresbericht.

HS Grödig:

Die SchülerInnen beschäftigen sich nach dem Besuch des Lagerfriedhofes (sog. Russenfriedhof) mit der Geschichte der jüdischen Verstorbenen, die im ersten Weltkrieg gefallen sind. Am 5. Mai werden sie eine Gedenkminute abhalten und in den folgenden Tagen die Synagoge besuchen. Dabei werden sie mit dem Zeitzeugen und Präsidenten der Salzburger Jüdischen Kultusgemeinde Marko Feingold ein Gespräch abhalten. (Bericht siehe unten)

Bakip Salzburg:

Die SchülerInnen der Bakip nehmen bei der heurigen Gedenkveranstaltung am 24. April am Mahnmal für Sinti und Roma teil und gestalten diesen mit musikalischen und literarischen Beiträgen. Siehe http://www.friedensbuero.at/default.asp?dir=/0016108  Am 5.Mai wird sich die gesamte Schule im Veranstaltungsraum zu einer kurzen Gedenkfeier einfinden.

HS Lehen:

Gespräch über den 5.Mai in mehreren Klassen und Abhaltung einer Gedenkminute. Arbeiten am Projekt "Unterwegs- ap o drom" Workshop mit der Radiofabrik.

Montessori HS:

einige SchülerInnen werden das Mahnmal für Sinti und Roma am Ignaz Riederkai besuchen.

HS Gastein:

Die SchülerInnen der 8.Schulstufen arbeiten im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus an einer Plakatwand. Die Gestaltung dieser Wand wird bis zum 5. Mai fertiggestellt und am Gedenktag für alle SchülerInnen der Schule zu betrachten sein.

VS Elsbethen:

in einer Klassen wird über den Gedenktag gesprochen und eine Gedenkminute abgehalten.

Roma-Sinti-Projekt:

Die HS Lehen, HS Hubert Sattler Gasse, PG Ursulinen und BAKIP arbeiten gemeinsam an einem Projekt zu den in Salzburg verlegten und im Juni neu dazukommenden Stolpersteinen für die Kinder und Jugendlichen aus dem sog. "Zigeunersammellager Maxglan". Am 5. Mai wird besonders dieser Opfer gedacht.

Der Radiosender Radiofabrik

hat mit den SchülerInnen des BG Zaunergasse ein sog. "Hörmahnmal" erarbeitet, das rund um den Gedenktag zu hören sein wird. Der Sender wird das Roma-Siti-Projekt der SchülerInnen aktiv begleiten und einzelnen Beiträge dazu gestalten.

Das Studio West

arbeitet an einem internationalen Film-Projekt in das auch salzburger SchülerInnen einbezogen werden. Siehe http://www.romavideodrom.net/

 

RÜCKMELDUNGEN AUS DEN SCHULEN:

Projekt  zum 5.5.2009 an der HS Grödig

 

Um der Befreiung des KZ  Mauthausen zu gedenken, haben wir die Synagoge in Salzburg besucht und einem Vortrag von Herrn Marko Feingold beigewohnt.

 

Hier ein Auszug aus den Berichten  der SchülerInnen, die an dieser Exkursion teilgenommen haben:

 

„Das Treffen mit Herrn Feingold  war beeindruckend. Ich hab zuvor noch nie jemanden erlebt, der von einem KZ  berichtet hat!“

 

„ Der Vortrag von Herrn Feingold war unheimlich interessant, man kann gar nicht glauben, dass er bald 96 Jahre alt wird.

Er hat uns viel über den jüdischen glauben erzählt, da war vieles neu für mich. Dass er uns von seinen Erlebnissen in verschiedenen KZs erzählt hat, hat mich sehr betroffen gemacht.“

 

„ Dieser Vortrag hat mich beeindruckt, ich war zuvor noch nie in einer Synagoge. Ich werde mir viel für die Zukunft merken.“

 

„ Dies war für mich ein Erlebnis, das ich nicht vergessen werde. Ich habe jemanden gesehen, der wirklich ein KZ überlebt hat. Auch über die jüdische Religion habe ich interessante Dinge erfahren.“

 

„Daran werde ich mich immer erinnern. Herr Feingold ist schon so alt und er kann sich noch an jedes kleinste Detail erinnern. Trotzdem ist er ein fröhlicher Mann.“

 

In einer Nachbesprechung gingen wir speziell auf  das Leben der jüdischen Menschen vor dem Krieg, während des Krieges, und auch  nach dem Krieg  ein.

 

 

Spurensuche“ in Grödig

 

Vor einiger Zeit haben wir gehört, dass es am Lagerfriedhof in Grödig einmal jüdische Gräber gegeben hat.

Wir sind dem nachgegangen und haben mit vielen Menschen darüber gesprochen. Mit dem Pfarrer von Grödig wurde Kontakt aufgenommen, wir haben in der Gemeindechronik nachgelesen, mit dem Leiter des Landesarchivs wurde telefoniert und noch vieles mehr.

Mittlerweile habe wir erfahren, dass diese Gräber von der GESTAPO im den Jahren 1942/43 entfernt werden sollten. Die damalige Betreuerin des Lagerfriedhofs, Frau Eckschlager, stimmte dem aber nicht zu. Dafür nahm sie sogar eine Inhaftierung in Kauf. So hat sie erreicht, dass die Gräber nicht gänzlich entfernt worden sind, sondern nur die Grabsteine.

 

Wir versuchen nun, weitere Informationen über die Identität dieser jüdischen Menschen vom Lagerfriedhof in Grödig zu erfahren.

 

 (Anmerkung: Inzwischen ist eine Chronik aufgetaucht, in der die jüdischen Gräber eingezeichnet sind)

Inge Plauner, HS Grödig

 

 

Die Mädchen meiner 3c wurden anlässlich dieses Gedenktages aufgefordert, sich zu überlegen, welche Gedanken den eben erst befreiten Häftlingen wohl durch den Kopf gegangen sind. 

Die Mädchen sprachen von Freude und Erleichterung, Trauer über die verlorene Lebenszeit und die umgekommenen Familienmitglieder, Hoffnung auf eine bessere Zukunft etc.  Eine Schülerin vermutete, dass manche der befreiten Menschen den Vorsatz gefasst haben könnten, so vielen jungen Menschen wie nur möglich von ihren schrecklichen Erlebnissen zu erzählen, “damit so etwas nie wieder passiert” – also als Zeitzeugen aufzutreten.  Überraschenderweise äußerte keines der Mädchen von sich aus, dass die Häftlinge wahrscheinlich an Rache und Vergeltung für das erlittene Unrecht dachten; erst durch einen Hinweis meinerseits kam eine Schülerin auf diese durchaus menschliche Reaktion zu sprechen. 

Ich habe den Mädchen danach kurz von Simon Wiesenthal erzählt, der nach seiner Befreiung für sein weiteres Leben die Devise gewählt hatte “Recht, nicht Rache”.  Ich habe sie auch darauf hingewiesen, dass es leider immer noch / immer wieder Menschen gibt, die die Existenz von Konzentrationslagern leugnen oder verharmlosen, und dass dies in Österreich und Deutschland durch ein Gesetz verboten ist.

 

Im Lichte der bedenklichen Ereignisse von Ebensee oder des Honsik-Prozesses ist die Forderung nach einem “Schlussstrich”, wie sie von manchen Kreisen immer wieder erhoben wird, wohl weniger denn je gerechtfertigt.

Andrea Sobieszek, PG Ursulinen

 

Die 4B Klasse der BAKIP hat am 5. Mai im Festsaal ihren Beitrag für die Gedenkfeier für die Roma- und Sinti-Opfer von der Gedenkfeier am 27.4. am Mahnmal für Roma und Sinti, in der Schule wiederholt. Dabei versammelten sich alle SchülerInnen mit ihren unterrichtenden LehrerInnen um 8 Uhr im Festsaal und gedachten eine viertel Stunde gemeinsam der Opfer.

Die LehrerInnen wurden auch aufgefordert das Thema an diesem Tag/ in dieser Woche in den Unterricht einfließen zu lassen.

Harald Werber; Bakip

 

 

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