Kurt Waldheim ist tot.

Der Streit um Kurt Waldheim und seine NS-Vergangenheit erschütterte und isolierte in den achtziger Jahren Österreich. Jetzt ist der frühere Bundespräsident mit 88 Jahren gestorben.

Dr. Kurt Waldheim

21. Dezember 1918 - 14. Juni 2007
Außenminister 1968-1970
UN-Generalsekretär 1972-1981
Bundespräsident 1986-1992

"Kurt Waldheim - Tod einer umstrittenen Figur / Symbol der schwierigen Vergangenheitsbewältigung in Österreich.
Der frühere Uno-Generalsekretär und österreichische Bundespräsident Kurt Waldheim ist im Alter von 88 Jahren verstorben. Die Kontroverse um seine NS-Vergangenheit hatte in Österreich erstmals eine ernsthafte Debatte über die Mitschuld in der NS-Zeit ausgelöst." - NZZ, 15.6.2007 - link

Kritische Würdigung in "Die Zeit - online" 14.6.2007 - link

Video-Rückblick auf eine umstrittene Karriere - link

 

Kurt Waldheims Vermächtnis
Joachim Riedl fragt in der "Zeit" vom 21. 6.: "Was bedarf es, ein großer Österreicher zu sein?
Ein ehrenwerter Mann. Ein großer Österreicher. Ein Opfer. Tatsächlich?" Und: "Es ist gewiss bedauerlich, dass Kurt Waldheim jene Form von Gerechtigkeit versagt bleiben musste, die in einem auf ausschließlich individueller Schuld basierenden Urteil besteht, denn jedermann sollte ein Recht darauf besitzen. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt der Affäre hatte er dieses Recht verspielt: als er es billigte und später offensiv einforderte, dass der Tross seiner Unterstützer und Zuarbeiter das Land in Geiselhaft nahm, bloß um seine Gedächtnislücken zu verteidigen. Nein, eindeutig antisemitische Bonmots kamen ihm nicht öffentlich über die Lippen. Aber er stand auch mit versonnener Miene daneben, als sie fielen, und er verwahrte sich nicht gegen die Flut judensterngelber Plakate, hetzerischer Schlagzeilen, wütender Polemiken gegen, ja, gegen die da. Es habe damals die seltsame Situation geherrscht, berichtete Janet Kramer in ihrem Letter From Vienna an den New Yorker, dass »Antisemiten andere Antisemiten vor dem Antisemitismus warnen«. Es war die Zeit, als man die »Gefühle, die man nicht haben will«, kaum noch unterdrücken konnte, wie das in der ÖVP-Spitze hieß. Es waren die Tage, an denen man den Codebegriff von den »gewissen Kreisen an der Ostküste« kreierte, der bis heute erhalten geblieben ist. »Sie jagen uns, weil sie uns hassen«, erklärte damals ein Leitartikel in der Presse. Hat sich Waldheim je dagegen verwahrt? Gegen die »Campaigne« in seinem Namen?" Mehr lesen - link

 

Der Holocaust in Vojvodina. Was geschah am Balkan? - link


Dr. Kurt Waldheim: Ein letztes Wort

"Zutiefst bedauere ich, dass ich - unter dem äußeren Druck monströser Beschuldigungen, die mit meinem Leben und meinem Denken nichts zu tun hatten - viel zu spät zu den NS-Verbrechen umfassend und unmissverständlich Stellung genommen habe. Ursache dafür war weder eine zweifelhafte Grundhaltung noch irgend ein politisches Kalkül, sondern die Betroffenheit, Kränkung, ja das Entsetzen über Inhalt und Ausmaß dieser Vorwürfe." Aus "Der Standard", 16.6.2007 - link