Josef Horvath - ein Roma als Widerstandskämpfer

Eine Biografie aus: „Einfach weg! Verschwundene Romasiedlungen im Burgenland“ von Herbert Brettl und Gerhard Baumgartner

Josef Horvath aus Althodis/Stari Hodas ist der bislang einzig bekannte Widerstandskämpfer aus den Reihen der Burgenland-Roma, der mit der Waffe in der Hand für die Befreiung Österreichs kämpfte. Seine Geschichte ist Teil des neu erschienenen Buches „Einfach weg! – Verschwundene Romasiedlungen im Burgenland“. Die Publikation wurde von Herbert Brettl, Bundeslandkoordinator im Burgenland für _erinnern.at_ und Gerhard Baumgartner, wissenschaftlicher Leiter des DÖW, herausgegeben.

Widerstandskämpfer Josef Horvath

In der Zwischenkriegszeit lebten in Althodis/Stari Hodas, im Bezirk Oberwart, rund 100 Roma. Diese blieben zunächst von der Einweisung in das Lager Lackenbach verschont, da die damals zur Steiermark gehörenden Landkreise nicht an der Errichtung des Lagers beteiligt waren.


Junge Roma, die bei Kriegsausbruch nicht im Burgenland arbeiteten, wurden 1939 gemustert und mussten zur Wehrmacht einrücken. Vier Roma aus Althodis dienten als Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Unter ihnen war auch Josef Horvath, geb. am 8. 7. 1914, der zuerst in Wiener Neustadt und nach dem „Anschluss“ mit zahlreichen Österreichern auf dem Flughafen Diepholz in Deutschland arbeitete. 1940 wurde er in Bremen zur Wehrmacht einberufen. Als er auf Heimaturlaub in Althodis feststellte, dass seine Familie, wie auch die anderen Roma, deportiert worden war, desertierte er und ging schließlich zur französischen Fremdenlegion. 1945 kehrte er als Soldat mit den französischen Truppen nach Österreich zurück. Er gab später zu Protokoll:

„Ich musste im Jänner 1940 zur deutschen Wehrmacht einrücken. Als ich im März 1941 auf Urlaub nach Althodis kam, sah ich, daß meine Geschwister in Konzentrationslager verschleppt wurden. Auch wurde ich von der Gendarmerie beobachtet und bemerkte, daß für mich Gefahr bestand, in K.Z. geliefert zu werden. Aus diesem Grund desertierte ich von der deutschen Wehrmacht in Frankreich, flüchtete nach Südfrankreich und von dort nach Afrika, um dem Konzentrationslager zu entgehen, wohin ich sonst als Zigeuner (Verfolgung aus rassischen Gründen) gekommen wäre. In Afrika wurde ich vom französischen Militär in der Wüste Sahara zum Straßenbau angehalten. Anfang 1944 kam ich zur Fremdenlegion, kämpfte dann durch Frankreich und Deutschland bis Bregenz an der Seite der Alliierten bis Kriegsende.“ Aus: Baumgartner/Brettl: Einfach weg! Verschwundene Romasiedlungen im Burgenland. Mattersburg 2020. S. 42


Über das Buch

Das Buch „Einfach weg! Verschwundene Romasiedlungen im Burgenland“ behandelt ein weitgehend ausgeblendetes Kapitel österreichischer Geschichte: die Zerstörung der etwa 120 Romasiedlungen im Burgenland. Die historischen Wurzeln der Siedlungen, mit einer EinwohnerInnenzahl zwischen zehn und 300 Personen, reichten in zahlreichen Fällen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Der Großteil von ihnen wurde von den Nationalsozialisten zerstört und ihre BewohnerInnen vertrieben, nur wenige kamen zurück.
Erstmals wurde nun die Geschichte der Romasiedlungen systematisch erforscht. Der Band dokumentiert ihre Geschichte mit über 400 historischen Bildquellen und Dokumenten. Auch für Schulen öffnet der Band Möglichkeiten zur Geschichtsvermittlung, etwa im Sinne des forschenden Lernens.

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Über das Buch

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