Nachruf auf Seiji Kimoto

Der japanisch-deutsche Künstler Seiji Kimoto, der eng mit der Kärntner Erinnerungskultur verbunden war, ist am 27. April 2022 in seinem Heim im Saarland verstorben. Vor allem durch seine Skulpturen an den Orten der ehemaligen Konzentrationslagern Loibl Nord und Loibl Süd wirkt sein künstlerisches Schaffen im Grenzraum zwischen Kärnten und Slowenien weiter.

Seiji Kimoto wurde 1937 in Osaka geboren und war als Kind vom Ende des II. Weltkrieges durch das Erleben des US-Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki zutiefst geprägt. Seither schlug das Herz des Zeitzeugen stets für die bedrängten und vergessenen Opfer der Kriege, was sich schon früh in seinem künstlerischen Schaffen ausdrückte.

Nach mehreren Jahren der Vorbereitung wurde am 22. Mai 2019 eine von ihm konzipierte Kunstinstallation am nordseitig gelegenen Vorplatz des Loibltunnels enthüllt. Die Errichtung des Denkmals auf der Kärntner Seite wurde finanziell getragen vom Kärntner Städtebund unter dem Vorsitz von Frau Bürgermeisterin Dr. Maria-Luise Mathiaschitz, der Kärntner Landesregierung unter dem Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser und dem Ministerium für Kultur und Kunst des Saarlandes. Anschließend an den Festakt wurde die Kunstinstallation in Form einer symbolischen Geste dem Land Kärnten bzw. dem anwesenden Landeshauptmann als „öffentliches Mahnmal“ übergeben.

Die sechs Meter hohe Skulptur verweist auf die Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen beim Tunnelbau in den Jahren 1943 bis 1945. Mit diesem Denkmal, das unter dem sinngebenden Titel „Unvergessen – Ungebrochen“ den Opfern der NS-Tyrannei gewidmet ist, wurde nach Jahrzehnten des Verschweigens der KZ-Geschichte in Kärnten ein weithin sichtbares Zeichen für eines der schrecklichsten Verbrechen der Nationalsozialisten im Lande geschaffen.

Fast 3 Jahre später, am 8. Februar 2022, dem slowenischen Kunst- und Kulturfeiertag, wurde eine identische „ Zwillingsskulptur“ am Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Loibl-Süd enthüllt. Damit wurde dem Werk des Künstlers Seiji Kimoto, der an diesem Tag nicht anwesend sein konnte und deshalb von seiner Tochter und seiner Enkelin charmant und kompetent vertreten wurde, nicht nur eine besondere Ehre zuteil sondern auch seinem Wunsch entsprochen, die Kunstinstallation möge auf beiden Seiten des Tunnels an die Opfer der unmenschlichen NS-Zwangsarbeit, an das Leid und an die Standhaftigkeit im Widerstand erinnern.

Das Einbeziehen der Jugend in sein Schaffen war Seiji Kimoto ein zentrales Anliegen, dem insbesondere auf der Kärntner Seite durch die handwerkliche und technische Mitarbeit von Lehrlingen und Lehrpersonal des GPS Ausbildungszentrums in Villach (Gemeinnütziges Personalservice Kärnten) entsprochen werden konnte. Durch sein Werk und seinen Beitrag zur Erinnerungskultur in Kärnten/Koroška bleibt Seiji Kimoto über seinen Tod hinaus Bestandteil unserer Erinnerungslandschaft. Unser Mitgefühl und unser Dank gebührt auch seiner Familie, die Seiji stets unterstützt und ermuntert hat, seine künstlerische Energie und Inspiration in den Dienst der historischen Wahrheit und Gerechtigkeit zu stellen. Seinem Vorbild, Erinnerungsarbeit als Arbeit am inneren und äußeren Frieden des Menschen zu verstehen, mögen noch viele Generationen folgen!

 

Peter Gstettner, für das Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška und für die in Freundschaft mit Seiji und seiner Erinnerungsarbeit verbundenen WeggefährtInnen