»… gegen das Vergessen«

Am 30. April 2008 - 70 Jahre nach der ersten österreichischen Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz in Salzburg erinnert die Universitätsbibliothek Salzburg gemeinsam mit der Internationalen Stefan Zweig Gesellschaft an dieses Geschehen.

Universitätsbibliothek Salzburg
»… gegen das Vergessen«
30. April 1938 -  30. April 2008

Der Anlass
Am 30. April 2008 - 70 Jahre nach der ersten österreichischen Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz in der »schönen Stadt« Salzburg (Georg Trakl) erinnert die Universitätsbibliothek Salzburg gemeinsam mit der Internationalen Stefan Zweig Gesellschaft an dieses erschreckende Fanal. 

Die gesamte Fensterfront der Universitätsbibliothek Salzburg zur Hofstallgasse hin wird vom 30. April bis zum 31. Mai 2008 zum „»Erinnerungspfad«.
Die gestalteten Fenster mit Zeitungsausschnitten sowie Bildern und Biographien jener Autoren, deren Bücher 1938 auf dem Residenzplatz verbrannt wurden, stützen sich auf die zeitgenössischen Salzburger Quellen und auf die wissenschaftliche Aufarbeitung zur Bücherverbrennung. Die Aktion will auf die Problematik von Bücherverboten und öffentlicher Vernichtung von Kunst und Kultur aufmerksam machen.

 



Salzburger Bücherverbrennung 1938
In Nachahmung zu den Bücherverbrennungen 1933 in Deutschland kam es am 30. April 1938 in Salzburg zur ersten und einzigen Bücherverbrennung in Österreich, für die der Salzburger NS-Funktionär Karl Springenschmid den Residenzplatz auswählte. Bereits während des Austrofaschismus (19341938) wurden Gewerkschaftsbüchereien geschlossen und vor allem marxistische und sozialdemokratische Bücher aus den öffentlichen Büchereien entfernt. Doch erst die Nationalsozialisten forderten auch private Haushalte zur Abgabe verbotener Bücher auf.
1.200 Bücher wurden aus Leihbüchereien, Buchhandlungen und privaten Haushalten abgeliefert. Nach derzeitigem Forschungsstand hat die »Studienbibliothek« (Vorläuferin der Universitätsbibliothek Salzburg) kein Buch für die Bücherverbrennung ausgesondert.
Springenschmids Aktion richtete sich  anders als in Deutschland  nicht nur gegen Bücher jüdischer Schriftsteller und Künstler, sondern vor allem gegen Schriften katholischer Autoren und Politiker des Ständestaates.

Das »Salzburger Volksblatt« vom 2. Mai 1938  berichtete über das Ereignis und nannte folgende Personen sowie die ihnen zugedachten hämischen »Feuersprüche«:
Kurt Schuschnigg (Politiker, Jurist)/Otto Habsburg-Lothringen (Politiker, Publizist)/Hans Pernter (Politiker, Beamter)/Ernst Karl Winter (Politiker, Soziologe)/Josef August Lux (Kunstschriftsteller, Architekturkritiker, Verfasser von Belletristik /Friedrich Muckermann (Priester, Publizist, Lehrer)/Siegfried Jacobsohn (Theaterkritiker, Journalist)/Max Reinhardt/ (Regisseur, Theaterleiter, Schauspieler)/Stefan Zweig (Schriftsteller).

Universität Salzburg  »…gegen das Vergessen«
Das damalige Geschehen veranlasst die Universität Salzburg zu folgenden Projekten:

Provenienzforschung
Die Universitätsbibliothek Salzburg beginnt in diesem Jahr mit einem Projekt zur Provenienzforschung. Ziel ist die Nachforschung von Besitznachweisen und die Rückgabe von als geraubt qualifizierten Bücherbeständen. 

Haus für Stefan Zweig
Die Universität Salzburg errichtet gemeinsam mit Stadt und Land Salzburg ein HAUS für STEFAN ZWEIG in der Edmundsburg auf dem Mönchsberg. Das HAUS für STEFAN ZWEIG wird öffentlich zugänglich und ein lebendiger Ort für Wissenschaft und Kultur sein. Als internationale Begegnungsstätte wird es einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung des kulturellen und wissenschaftlichen Profils von Stadt und Land Salzburg leisten. Das HAUS für STEFAN ZWEIG wird auch der Bücherverbrennung in Salzburg 1938 und der Vertreibung Stefan Zweigs aus seiner Heimat gedenken.

Gedenkstein auf dem Residenzplatz
Die Stadt Salzburg wird auf Vorschlag des Salzburger Historikers Dr. Gert Kerschbaumer eine Bodenplatte »Zur mahnenden Erinnerung an die am 30. April 1938 von den Nationalsozialisten inszenierte Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz« anbringen.

Für weitere Fragen und Informationen wenden Sie sich bitte an:
Mag. Dr. Schachl-Raber, Leiterin der Universitätsbibliothek und Projektleiterin.
Tel: 0662/8044-77330
E-mail: Ursula.Schachl-Raber@sbg.ac.at
www.uni-salzburg.at/bibliothek

Quelle: Universität Salzburg/gap

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