Artikel von Erich Schreder: Das Durchgangslager Wörgl der Deutschen Arbeitsfront (D.A.F.)

Knapp 32.000 Menschen wurden während des Krieges ins Lager Wörgl verschleppt. Dort erfolgte die Weiterleitung zur Zwangsarbeit in den Gau Tirol-Vorarlberg und darüber hinaus.

2016 organisierte der Wörgler Heimatmuseumsverein mit Stadtarchivar Helmut Wechner, dem Historiker Erich Schreder und Aaron Peterer (österreichischer Anne Frank Verein) eine Ausstellung und einen schulischen Filmworkshop „Memory Walk“ mit dem Thema “NS-Zwangsarbeit: Das vergessene Lager in Wörgl“.

In der Topographie des Terrors des Nationalsozialismus spielt das Lagersystem eine herausragende Rolle. Tirol war übersät von Stätten der Unterbringung für Zwangsarbeitskräfte; rund 32.000 schufteten im Herbst 1944 im Gauarbeitsamtsbezirk Tirol-Vorarlberg, um die Rüstungsproduktion, Infrastruktur und Ernährung sicherzustellen.

Auf einen besonderen Typus von Lager macht Erich Schreder in seinem Beitrag „Das vergessene Lager: Das Durchgangslager Wörgl der Deutschen Arbeitsfront (D.A.F.)“ für das Gaismair-Jahrbuch 2021 aufmerksam. 28.967 Frauen, Männer und Jugendliche aus Osteuropa, vor allem aus der Ukraine und Polen, und 2.792 aus Frankreich kamen zwischen Mai 1942 und September 1944 in Wörgl als zivile Arbeitskräfte und Kriegsgefangene an, wurden gegen Läuse und Krätze behandelt, aber auch an der Lunge untersucht, fotografiert, mit Personalausweisen ausgestattet und entsprechend ihren beruflichen Qualifikationen sortiert.

Von Wörgl aus erfolgte die Verteilung der Menschen zur Zwangsarbeit in Tirol, Vorarlberg, Salzburg und Bayern. Bis heute existiert kein einziges Mahnmal in Tirol, weder eine Installation noch eine Gedenkstätte, ja nicht einmal eine Tafel erinnert an die Zwangsarbeitskräfte im Nationalsozialismus, die bleibende Werte geschaffen haben: Elektrizitätskraftwerke, Straßen, Brücken und Tunnel. Der Artikel von Erich Schreder ist ein Appell an Politik und Zivilgesellschaft, für die Errichtung eines Gedenkzeichens in Wörgl initiativ zu werden.