Sabine Pitscheider: Arbeitseinsatz im Reich. Zwangsarbeit in Tirol 1939–1945

Das neue Standardwerk zur Zwangsarbeit während der NS-Zeit in Tirol

Ab dem Frühjahr 1939 war das Deutsche Reich und Tirol auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen, die in Großbauprojekten und der Rüstungswirtschaft arbeiteten. Ab September 1939 kamen Kriegsgefangene aus Polen, Frankreich, Belgien, Serbien und der Sowjetunion, angeworbene Freiwillige aus verbündeten oder besetzten Staaten und Zwangsrekrutierte aus den Ostund Westgebieten nach Tirol. Ihre Lebensumstände –Behandlung, Bezahlung, Unterkunft, Ernährung, Überlebenswahrscheinlichkeit – hingen von Herkunft und Status in der NS-„Rassenhierarchie" ab. Neben großen Lagern des Straßen- und Kraftwerksbaus sowie einiger Rüstungsbetriebe lagen über ganz Tirol verstreut kleine und Kleinstlager, einzelne Baracken, umgebaute

Ställe, Gasthäuser, Hütten oder Zelte. Von der Zwangsarbeit profitierte die öffentliche Hand, der Straßen- und Siedlungsbau, vor allem der Kraftwerksbau, die Landwirtschaft, aber auch die Reichsbahn, die Reichspost und die Heeresverwaltung. In allen Bereichen von Industrie und Gewerbe nutzten Unternehmen die billige Arbeitskraft Kriegsgefangener und Verschleppter.

Besonders die Landwirtschaft, die Textilindustrie und der Tourismus beutegten weibliche Arbeitskräfte aus Polen und der Ukraine aus. Mit Gewalt bestrafte das NS-Regime Disziplinverstöße, ab 1941/42 büßten in- und ausländische Arbeitskräfte für Abweichungen von Normen im Arbeitserziehungslager Reichenau der Gestapo oder in einem Konzentrationslager.

Mit der quellengesättigten Studie schließt die Autorin eine Forschungslücke und regt zu weiteren Studien auf lokaler Ebene an.

Veröffentlicht am 05.10.2025, zuletzt geändert 05.10.2025