Mythenumranktes "Todesmatch": "FC Start" besiegt in Kiew 1942 eine Elf der deutschen Besatzer mit 5:3

Der Sieg einer "Kiewer Brotfabrikself" über eine Luftwaffenmannschaft der deutschen Besatzer fand unter schrecklichen Umständen statt. In der Ukraine ist der Mythos, der sich um das Spiel rankt, allgegenwärtig und wird im Rahmen der Fußballeuropameisterschaft aktualisiert.

Drei Denkmäler erinnern heute in Kiew an das angebliche "Todesspiel" im August 1942: Nach dem Sieg über die deutsche Elf soll die gesamte Mannschaft des "FC Start" ermordet worden sein. Die historische Wirklichkeit ist differenzierter, wenn auch brutal genug.

Das Ereignis wurde zu Sowjetzeiten propagandistisch ausgeschlachtet. Ein neuer russischer Film  (Andrey Malyukov: "Das Match") wärmt die Propagandasicht der Sowjetunion aus dem "Kalten Krieg" wieder auf und sorgt für Diskussionsstoff. - link

"FC Start, ukrainischer Mythos. EM verstärkt Erinnerungen an Kiewer 'Todeself' 1942". (In: Der Standard, Printausgabe 9./10. Juni 2012): - link

Auf die Veröffentlichung der Sachverhalte zum Todesspiel in der Stuttgarter Zeitung im Jahre 1973, leitete die Staatsanwaltschaft beim Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg Ermittlungen wegen des Verdachts auf Kriegsverbrechen ein. Die "Stuttgarter Zeitung" hatte berichtet, dass vier der ukrainischen Spieler nach dem Spiel exekutiert worden seien. Das Verfahren wurde allerdings damals eingestellt.

Aus: Andreas Schwarzkopf: Die Todeself
"Der sowjetischen Version zufolge wurden fast alle Spieler unmittelbar nach Spielende von den Deutschen erschossen - als Rache für die erlittene sportliche Demütigung. Die Wahrheit ist schrecklich genug, sieht jedoch ein wenig anders aus, wie die Journalisten Tomma Schroeder und Florian Kellermann 2006 schrieben: Tatsächlich wurden vier der Spieler ermordet und dies nicht unmittelbar nach Spielende.
In Kiew wird die Geschichte noch heute erzählt. Mittlerweile drei Skulpturen erinnern vor dem Stadion von Dynamo Kiew und in der Stadt an die Spieler. Auch in Hollywood wurde das Motiv der "Todeself" in seinen Grundzügen verwendet. Allerdings verlegte Regisseur John Huston das Geschehen ins von den Deutschen besetzte Frankreich.
Der deutsche Dokumentarfilmer Claus Bredenbrock erzählt in 'Die Todeself' (2005) eine differenzierte Geschichte. 'Ein ursächlicher Zusammenhang' zwischen dem Sieg am 9. August 1942 und der Verhaftung der Spieler sei erst einmal nicht zu erkennen, meint Bredenbrock." (Frankfurter Rundschau, 5, Juni 2010) - link

Tore gegen Hitler. Die Geschichte der ukrainischen "Todeself" von Thomas Grasberger in Bayern 2, 03.06.2012. - download

Cornelia Rabitz: "Tödliches Spiel im Schatten des Krieges": - link

Siehe auch: "Kiew verzögert Start von Film zu 'Todesspiel' aus Zweitem Weltkrieg" - link

Stefan Giannakoulis: Der Mythos vom Kiewer Todesspiel. Brotfabrik schlägt Wehrmacht (nt-v, 27.11.2011): - link

Christian Esch: Das Wunder von Kiew (Berliner Zeitung, 26..4.2012): - link

Welt-Online (30.04.2012):"Gute" Sowjetpatrioten und "böse" Nazi-Ukrainer: - link

Film dazu auf Youtube: Death Match Movie Delayed Ahead Of Euro 2012 11/04/201: - link

Informationen zum KZ Syrez oder Syrezkyj:

Das Konzentrationslager Syrez oder Syrezkyj wurde 1942 am Nordrand der Stadt Kiew, nur wenige hundert Meter von Babyn Jar (russ. Babi Jar) entfernt als Nebenlager des KZ Sachsenhausen eingerichtet. Es fasste etwa 3000 Gefangene. Lagerleiter war SS-Sturmbannführer Paul Radomski (auch Radomsky): - link

 

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