Gedenkkundgebungen zum Jahrestag der Annexion Österreichs im März 1938

Eine Kooperation zwischen ARGE Opferverbände, DÖW und ERINNERN:AT

Die alljährlichen Gedenkfeiern zum Jahrestag der Annexion Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938 fanden heuer am 14. März statt.
Sie wurden in Zusammenarbeit zwischen der Arbeitsgemeinschaft der NS-Opferverbände, dem DÖW und ERINNERN:AT organisiert und durchgeführt.



Während der ersten Gedenkkundgebung um 9:00 Uhr im Foyer des Amtshauses Floridsdorf „Am Spitz“ sprach nach der Begrüßung durch Bezirksvorsteher Georg Papai Stephan Roth (DÖW) zum Widerstand gegen die NS-Herrschaft in Wien. 
Anschließend lasen SchülerInnen des GRG 21, Bertha von Suttner-Schulschiff unter der Leitung von Daniel Harrasser aus Briefen und Tagebüchern von Verfolgten und Widerständigen in Wien von 1934 bis 1945 über Angst, Verzweiflung, Mut und Hoffnung.



Im ehemaligen Hinrichtungsraum im Straflandesgericht eröffneten um 10:30 Uhr 
Ansprachen von Norbert Kastelic (ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten) und Friedrich Forsthuber (Präsident des Landesgerichts für Strafsachen) die Feierlichkeiten der Gedenkkundgebung. Historikerin Ursula Schwarz hielt im Anschluss daran die Ansprache seitens des DÖW.
 Abschließend beteiligten sich SchülerInnen des GRG 3 Radetzkystraße unter der Leitung von Elisabeth Trummer an der Gedenkfeier, indem sie eigene Statements zum Widerstand gegen das NS-Regime und zur Bedeutung von Widerstand heute verlasen.



Im Gedenkraum für die Opfer der Gestapo in der Salztorgasse begann um 12:00 Uhr die dritte Gedenkkundgebung mit einer Rede des Historikers Winfried Garscha (KZ-Verband Wien, DÖW) zum Thema „Anschluss“ und Befreiung Österreichs. 
SchülerInnen des RG/WRG 8 Feldgasse unter der Leitung von Antonia Winsauer (ERINNERN:AT-Netzwerk Wien) setzten die Veranstaltung mit einer Lesung aus den Erinnerungen und Tagebüchern von Hilde Spiel zum Leben im Austrofaschismus, den „Anschluss“ 1938, Kontinuitäten des Antisemitismus, Leben im Londoner Exil sowie Rückkehr nach Wien im Jahr 1946 fort.

Hilde Spiel in „Die dunklen und die finsteren Zeiten“ über die Annexion Österreichs im März 1938, die sie aus dem englischen Exil verfolgt, während ihre Eltern (vorerst) in Wien bleiben:

„Mir, die ich aus Abscheu davor ausgewandert bin, ist es bisher gelungen, mich damit abzufinden, dass meine Eltern weiter unter ihm leben. Aber dies, die blanke Naivität, die völlige Blindheit gegenüber der Gefahr, raubt mir die Fassung. 
Indessen wird es in England Frühling. Wir gehen in Kew Gardens spazieren. […] 
Am Abend des 11. März ruft Peter mich in die Times. Wir erleben stündlich mit, was in dieser Nacht geschieht. Quer über die nächsten Tage stehen in meinem Kalender die Worte: ‚Es ist grässlich und unerträglich. Die Eltern sitzen im Feuer. Der Teufel regiert."



Nach einer Ansprache des Bezirksvorstehers Markus Figl, der darin auch einen Konnex zur eigenen Familiengeschichte herstellte, fand die Veranstaltung durch  erneute Worte von Winfried Garscha und einer Kranzniederlegung am Morzinplatz, an dem auch das österreichische Bundesheer beteiligt war, ihren Abschluss.