ZeitzeugInnenbesuch Lilli und Max Tauber

Am Dienstag, 15. Februar 2011, besuchten Max und Lilli Tauber auf Initiative von Centropa und unter Organisation von Tanja Eckstein das G19, Gymnasiumstraße, um vor SchülerInnen der Unverbindlichenübung Politische Bildung der 4. Klassen zu sprechen. Diese hatten zur Vorbereitung auch den hervorragenden Centropa-Film über Lilli Tauber gesehen.

Lilli Tauber lebte bis zum Novemberpogrom in Wiener Neustadt, wurde dann mit ihrer Familie nach Wien vertrieben. Ihre Eltern entschlossen sich, Lilli als 11-Jährige mit einem sogenannten „Kindertransport“ nach Großbritannien zu schicken, um ihr Überleben zu sichern. Sie sollten ihre Tochter nie wieder sehen. Eine Zeitlang bestand noch Briefkontakt, sogar aus dem Ghetto in Opole gelang es den Eltern, an Lilli zu schreiben. Aber 1942 wurden sie in einem NS-Vernichtungslager ermordet. Lilli Tauber erlangte darüber erst nach Kriegsende Gewissheit. Sie kehrte nach Wien zurück und heiratete Max Tauber, der aus Palästina nach Wien zurückkam. Österreich wurde ihnen allerdings nie mehr zur Heimat, trotzdem leben Lilli und Max Tauber heute in Wien.
Im Anschluss einige Textausschnitte aus den Reflexionen, die die SchülerInnen der UÜ Politische Bildung nach dem Besuch von Lilli und Max Tauber schrieben. Centropa-Film  über Lilli Tauber

Aufwachsen ohne Eltern
Das Schicksal Lilli Taubers und ihrer Familie war sicher weder das schlimmste noch das einzige dieser Art, aber für die Betroffenen muss es schrecklich gewesen sein. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, meine Eltern zu verlieren und in einem mir fremden Land mit anderer Sprache aufzuwachsen.
Bernhard S.

Ihre Lebensgeschichte hat mich sehr betroffen, da ich mir wirklich kaum vorstellen kann, meine Eltern zu verlassen und ein völlig neues Leben zu beginnen. Weit weg von der Heimat, ohne auch nur ein Wort zu verstehen.
Dina S.

Über Lilli und Max Tauber
Allein aus ihrer Sicht alles zu erfahren, hat mich extrem berührt und traurig gestimmt, da man doch noch immer ihre Gefühle sieht. Trotzdem ist es bewundernswert von ihr zu hören und zu lernen, da sie uns doch eine wichtige Botschaft mitgeteilt hat. Auch war es toll, dass Herr Tauber mit war und zu sehen war, wie reizend die beiden nach einer so langen Ehe noch miteinander umgehen. Ich hoffe, ich kann dies später nach so vielen Jahren auch noch sagen!
Phillipp A.


Es ist besonders mutig von ihr, die ganze Trauer wieder und wieder hochkommen zu lassen und ihre Geschichte mit SchülerInnen zu teilen, die ihr ganz fremd sind. Sie scheint jedoch recht glücklich zu sein, und man merkt, dass sie und ihr Mann sich in die moderne Welt einleben. Man merkt, dass beide, Lilli und Max, sehr herzliche Menschen sind.
Dina S.

 
Vergleich mit dem Leben der SchülerInnen
Als Lilli Tauber vor mir saß, konnte ich mir gar nicht vorstellen, was diese Frau schon alles erlebt hat. Ich begann mein Leben mit ihrem Leben zu vergleichen, und war betroffen, wie viel Lilli Tauber in meinem Alter schon durchgemacht hatte. Ich habe mir gedacht, wie unbedeutend sind meine Probleme im Vergleich dazu. Außerdem habe ich große Bewunderung verspürt, wie selbstsicher und stark Lilli Tauber ihre Geschichte erzählte.
Katrin S.
Ich habe die ganze Zeit probiert, mich in ihre Person als Kind zu versetzen, aber ich konnte es mir nicht vorstellen. Aber ich war beeindruckt von dieser Frau, weil sie, ohne in Tränen zu verfallen, ihre Geschichte erzählen kann. Mir ist die ganze Zeit durch den Kopf gegangen, dass meine Probleme im Vergleich zu denen von Lilli Tauber als Kind nichts sind.
Moritz E.


Warnung an die Nachwelt
Es ist gut, dass es solche ZeitzeugInnen gibt, denn die Verfolgung von Menschen und die Vernichtungslager im Nationalsozialismus dürfen nie vergessen werden – auch als Warnung für die Nachwelt, dass so etwas nie wieder geschehen darf.
Caroline R.


Dass Menschen imstande sind, so grausame Sachen zu machen, war für mich schrecklich zu hören. Aber der Jugend von heute muss bewusst gemacht werden, was da passiert ist, damit so etwas nie wieder passiert.
Constantin E.


Oft verwenden wir das Wort „Krieg“, ohne richtig zu wissen, was das eigentlich bedeutet. Mit diesem Begriff sollten wir alle achtsamer umgehen, weil er mit sehr viel Gewalt und Trauer verbunden ist.
Moritz K.