Neuerscheinung in der Reihe "anders erinnern": Gerda Hoffer/Judith Hübner: Zwei Wege ein Ziel - Zwei Frauenschicksale zwischen Wien und Jerusalem

Das Buch zweier Freundinnen, die auf getrennten Wegen nach Jerusalem gelangt sind. Hier wurde Gerda Hoffer zur Schriftstellerin, Judith Hübner schließlich zur Vizebürgermeisterin und Ehrenbürgerin.
Beide wurden 1921 in Wien, vor 1938 eine der Weltmetropolen des jüdischen Lebens, geboren. Gerda wuchs in einem liberalen, linken Umfeld auf, Judith stammt aus einer jüdisch-orthodoxen Kaufmannsfamilie. Beide mussten vor den Nationalsozialisten flüchten. Viele ihrer Freunde und Verwandten, Judiths Eltern und Schwester, Gerdas Jugendliebe wurden ermordet.
In Jerusalem wurden Gerda und Judith Freundinnen. Ihre Erinnerungen berichten von zwei sehr verschiedenen Erfahrungen und einem gemeinsamen Ziel: Jerusalem.

Gerda Hoffer wurde als Tochter von Stefan und Ilka Pollatschek 1921 in Wien geboren. Im "Ständestaat" war sie 1937 von September bis Dezember in Haft, der Schule verwiesen und wegen kommunistischer Betätigung vor dem Jugendgericht angeklagt. Heinrich Steinitz war ihr Verteidiger. Mit ihren Eltern ging sie in die Tschechoslowakei und dann nach Großbritannien ins Exil, wo die Familie vom Czech Refugee Trust Fund unterstützt wurde. Sie lebte in London, Manchester, Norfolk, Baldock und zuletzt wieder in London. 1942 heiratete sie Dr.jur. Friedrich Hoffer, den Cousin des Psychoanalytikers Willy Hoffer. 1947 wurde sie britische Staatsbürgerin. Sie studierte Vergleichende Religionswissenschaft (Abschluß 1964) an der Universität London und arbeite als Lehrerin in der Erwachsenenbildung. Nach der Übersiedlung nach Jerusalem 1978 schrieb sie u.a. für: Menora (Oxford), B'nai B'rith Voice from Jerusalem, Mit der Ziehharmonika, Die Gemeinde (Wien). Verfasserin humoristischer Erzählungen über ihr Leben in Israel für US-amerikanische ("Search") und englische Zeitungen. - Bücher: The Utitz Legacy (Jerusalem 1988; deutsch zuletzt unter dem Titel: Nathan Ben Simon und seine Kinder. Eine europäisch-jüdische Familiengeschichte. München 1996); Zeit der Heldinnen. Lebensbilder außergewöhnlicher jüdischer Frauen (München 1999); Ein Haus in Jerusalem (Jerusalem 2003).
Das unveröffentlichte Hauptwerk von Gerdas Vater Stefan, "Doktor Ascher und seine Väter", erschien mit Unterstützung der Theodor Kramer Gesellschaft 2004 in Wien.

Judith Hübner wurde als Jessie Winkler 1921 in Wien geboren. Ihre Eltern und ihre Schwester wurden von den Nazis ermordet. Judith war ein Mitglied der Jugendbewegungen Oneg Schabbat und Makkabi Hazair und kam 1939 mit einem Studentenzertifikat nach Palästina. Sie studierte an der Hebräischen Universität Jerusalem und absolvierte in der Folge eine beachtliche Karriere als Beamtin, Politikerin und Diplomatin. 1948 war sie als Angestellte des Innenministeriums mitverantwortlich für die erste Volkszählung des jungen Staates Israel. Sie war verheiratet und hat eine Tochter. 1967 wurde sie stellvertretende Direktorin und Leiterin der Abteilung für Einwandererstatistik und Demographie. 1983 bis 1987 war sie israelische Botschafterin in Norwegen und Island. Sie war Stadträtin von Jerusalem, wurde 1996 stellvertretende Bürgermeisterin und war Vorsitzende der Misrachi-Frauenorganisation Emuna. In Wien war sie mehrfach in offizieller Funktion und zu Vorträgen zu Gast. 2001 veröffentlichte sie ihre Autobiografie auf Hebräisch, herausgegeben von Michael Shashar.

Zu ihrer Biographie siehe Interview/Material "Neue Heimat Israel": - link

Gerda Hoffer/Judith Hübner: Zwei Wege ein Ziel - Zwei Frauenschicksale zwischen Wien und Jerusalem
Hg. von Evelyn Adunka und Konstantin Kaiser. Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft. Wien 2011. 248 Seiten
ISBN 978-3-901602-42-9. Euro 21,-

Theodor-Kramer-Gesellschaft: - link