Der „Anschluss“ (1938-2023)

Der "Anschluss" mit Schwerpunkt Krems an der Donau - ein Blick in die Lokalzeitungen

Bereits zum 85. Mal jährt sich der so genannte „Anschluss“, die Vereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich 1938. Vor dem Einmarsch Deutscher Truppen am 12. März 1938 hatte der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg eine Volksabstimmung über „den Anschluss oder die Unabhängigkeit“ Österreichs für den 13. März 1938 angesetzt. Diese Abstimmung wurde auf Druck Hitlers abgesagt, Schuschnigg und sein Kabinett traten zurück. Direkt nach dem „Anschluss“ wurden die ehemaligen ständestaatlichen Führungseliten ausgetauscht und weitere politische GegnerInnen verhaftet. Vor allem jüdische BürgerInnen waren massiven Repressionen ausgesetzt. Im April 1938 übernahm Gauleiter Josef Bürckel die Macht. Mit dem Gesetz über die „Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“, das Adolf Hitler bereits am 13. März ausarbeiten und vom Ministerrat beschließen lässt, wurde das politische System vollkommen verändert und die Souveränität Österreichs beendet. Die illegale Machtübernahme und der „Anschluss“ wurden im Nachhinein durch eine Abstimmung, die am 10. April 1938 durchgeführt wurde, legitimiert. Dabei stimmten über 99% der ÖsterreicherInnen für die „Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“.

Am 12. März überschreiten deutsche Einheiten bei Schärding die Grenze, Hitler folgt den Truppen am Nachmittag. Am 14. März durchquert er Niederösterreich, wo er von dem aus der Wachau stammenden Gauleiter Roman Jäger empfangen wird. Kommandanten der deutschen Truppen zeigen sich verwundert über die Begeisterung, mit der sie von vielen ÖsterreicherInnen empfangen werden (vgl. Eminger S., Lanthaler E., Mulley K. D.: Nationalsozialismus in Niederösterreich; Wien, Innsbruck 2021, S. 53). Nach einem Stopp in Melk trifft Hitler in St. Pölten ein. Noch in der Nacht von 11. Auf 12. März setzt der Terror gegen die jüdische Bevölkerung ein. Geschäfte werden beschmiert und so genannte Reibpartien, die Parolen des Schuschnigg Regimes beseitigen sollten, wurden zusammengestellt, so auch in Krems (vgl. R. Streibel: Krems 1938-1945 - Eine Geschichte von Anpassung, Verrat und Widerstand; Weitra, S. 28ff). Die Abstimmung vom 10. April ist in Krems besonders „positiv“ ausgefallen. In lokalen Medien, wie der Landzeitung, wird Jubelstimmung für die nationalsozialistische Machtübernahme verbreitet. Gleichzeitig agitiert die Zeitung in übelster Weise gegen politische GegnerInnen und jüdische MitbürgerInnen, wie der Text von Gregor Kremser zeigt. (Kremser G.: 1938-2018: Historische Ereignisse und lokalgeschichtliche Reaktionen; in Ecker A., Edel K., Kremser G.,  Paireder B., Suschnig H. M.: Erinnerunsgkulturen; hpb, Nr. 9, Wien 2018)