Forschungsprojekt der Stadt Linz zur Verfolgung Homosexueller in der NS-Zeit

Die Stadt Linz hat im August 2023 die Durchführung eines Forschungsprojektes zur Verfolgung homosexueller Menschen vor allem in der NS-Zeit beschlossen. 2026 sollen die Ergebnisse in einem Sammelband präsentiert werden.

Linz bekennt sich als Rainbow City zur Stärkung und Förderung der LGBTIQ*-Community. Das vor zwei Jahren vom Gemeinderat beschlossene LGBTIQ*-Konzept sieht einen umfangreichen Maßnahmenplan zur Aufklärung und Antidiskriminierungsarbeit vor, darunter auch die historische Aufarbeitung der Verfolgungsgeschichte – insbesondere unter dem NS-Regime. Eine umfassende wissenschaftliche Untersuchung für den Raum Linz fehlt  bislang.

Seit dem Mittelalter wurde Homosexualität in Österreich verfolgt und teilweise sogar mit dem Tod bestraft. 1852 wurde die „Unzucht mit Personen desselben Geschlechts“ als Verbrechen im Strafgesetzbuch kodifiziert. In der Zeit der NS-Diktatur konnten als homosexuell Verurteilte in Konzentrationslager interniert werden, wo sie mit einem rosa Winkel speziell gekennzeichnet wurden und geringe Überlebenschancen hatten. Auch nach Ende des Krieges blieb die gerichtliche Verfolgung weiter aufrecht und intensivierte sich in den 1950er Jahren sogar. Bis zur Aufhebung der gesetzlichen Diskriminierungen homosexueller Personen im Strafrecht dauerte es bis 2002, zur Öffnung der Ehe bis 2019 und heute noch ist die völlige rechtliche Gleichstellung nicht erreicht. Beim Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität bestehen nach wie vor gesetzliche Lücken.

Durch die Darstellung der Ereignisse und Schicksale der betroffenen Personen soll ein Bewusstsein für die Verfolgung während des Nationalsozialismus geschaffen werden, während zugleich die Stimmen und Geschichten der Opfer sichtbar gemacht und ihr Leiden anerkannt werden.

Die Ergebnisse der Forschungsarbeit sollen bis 2026 vorliegen und in einem Sammelband mit verschiedenen wissenschaftlichen Beiträgen präsentiert werden. Der Schwerpunkt soll zwar auf die Verfolgung im Nationalsozialismus gelegt werden, jedoch wird auch die Situation vor 1938 und nach 1945 beleuchtet, um den größeren historischen Kontext der Verfolgungsgeschichte homosexueller Personen in Österreich im 20. Jahrhundert darzustellen.

Nähere Informationen zum Forschungsprojekt