Projekt „Prävention von Antisemitismus durch Bildung“: Aktivitäten, Strategiepapier und Fachtag

Mit einem von der EU (Rights, Equality and Citizenship Programme) finanzierten Projekt wurde ein umfassender und präventiver Umgang mit Antisemitismus bzw. antisemitischen Äußerungen und Angriffen in Schulen gestärkt. AdressatInnen waren AkteurInnen in der Bildungsverwaltung, in Schulleitungen und LehrerInnenausbildungseinrichtungen sowie politische EntscheidungsträgerInnen. Diese sind mitverantwortlich für einen für Lehrkräfte unterstützenden Rahmen, in dem wertvolle und nachhaltige antisemitismuskritische Bildungsarbeit geschehen kann. Das zwischen April 2021 und September 2022 umgesetzte Projekt wurde in einer Kooperation von _erinnern.at_ mit der Abteilung I/1 des BMBWF, umgesetzt.

10 von 38 Maßnahmen, die in der im Jänner 2021 von der österreichischen Bundesregierung verabschiedeten Nationalen Strategie zur Bekämpfung von Antisemitismus festgeschrieben sind, betreffen die Bereiche Bildung, Wissenschaft und Forschung. Viele der Maßnahmen, die als Reaktion auf den Anstieg des Antisemitismus vorgeschlagen wurden, betonen die Rolle der Bildung. Bildungseinrichtungen gehören zu den Orten in der Gesellschaft, an denen soziale Entwicklungen sichtbar und diskutierbar werden. Die Schule eignet sich als Ort, um eine langfristige Änderung von Einstellung zu bewirken.

Bei der Identifizierung und Bekämpfung von Antisemitismus kommt den LehrerInnen und bildungspolitische EntscheidungsträgerInnen eine besonders wichtige Rolle zu. Sie verfügen jedoch nicht immer über die entsprechenden  Fachkenntnisse, um Antisemitismus in einem didaktischen Setting wirksam entgegenzuwirken. Das umfangreiche Angebot an Lernmaterialien, welches bisher beispielsweise von _erinnern.at_ und KooperationspartnerInnen entwickelt wurde, sollte im Rahmen des Projekts durch Aktivitäten ergänzt werden, die Fachwissen erweitern, Kompetenzen und Bewusstseinsbildung stärken.

Über zwei Arbeitsfelder wurden diese Ziele erreicht: Einerseits wurden unter Einbindung von ExpertInnen zehn Aktivitäten entwickelt und umgesetzt, die auf spezifische Bedürfnisse der politischen EntscheidungsträgerInnen in der Bildungsverwaltung und im Bildungsmanagement zugeschnitten waren. Andererseits wurde parallel dazu unter Einbindung internationaler ExpertInnen ein Strategiepapier erarbeitet, das bestehende internationale Richtlinien zur Prävention, Reduktion und Bekämpfung von Antisemitismus für das österreichische Bildungssystem konkretisiert sowie einen Beitrag zur nachhaltigen Verankerung in der Bildungsverwaltung und den LehrerInnenausbildungseinrichtungen leistet. Abschließend wurden sowohl das Strategiepapier wie auch die Erkenntnisse und Ergebnisse aus den Aktivitäten bei einer europäischen Konferenz vorgestellt.

Aktivitäten im Rahmen des Projekts

Die folgenden zehn Aktivitäten unterstützten im Zuge des Projekts den Aufbau von Fachwissen, Fähigkeiten, Bewusstsein und Kompetenzen in der Bildungsarbeit gegen Antisemitismus. Ausgangspunkt war eine gemeinsame Bestandsaufnahme und das Benennen von Leerstellen in der schulischen Antisemitismus-Prävention. Im Zuge der Aktivitäten wurden zudem bestehende Empfehlungen und Leitlinien relevanten AkteurInnen nähergebracht und die Schule als demokratischer Ort und die Prävention von Antisemitismus als menschenrechtsrelevantes Thema, das Respekt und Inklusion fördert, gestärkt.

  1. Dienstbesprechung des BMBWF mit den Bildungsdirektionen aller Bundesländer
  2. Arbeitstreffen mit den Leitungen der pädagogische Dienste und VizerektorInnen für Fortbildungen der Pädagogischen Hochschulen
  3. Wissensbrunch im Bundesministerium für Bildung „Antisemitismus: Herausforderungen für die Bildungsarbeit“
  4. Treffen mit und Training zu „Antisemitismus erkennen“ für die Ombudsstelle für Schulen des BMBWF
  5. Fachaustausch mit BildungsexpertInnen der IKG
  6. Fachaustausch externer Angebote der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit
  7. Pilot-Seminar „Bildungsarbeit gegen Antisemitismus – Handlungsleitlinien und Unterrichtsmaterialien“
  8. ExpertInnenaustausch „Theorie und Praxis zu Holocaust Education in der Primarstufe“
  9. Pilot-Seminar „Haltung zeigen! Extremismus, Autoritarismus und Demokratiefeindlichkeit“
  10. IHRA-Online Event: Training educators to respond to Antisemitism and Holocaust Distortion

 

Strategiepapier 

Damit Lehrerinnen und Lehrer kompetent und sicher mit Antisemitismus, aber auch anderen menschenfeindlichen Einstellungen umgehen können, benötigen sie entsprechende Rahmenbedingungen und Unterstützung durch die Bildungspolitik und -verwaltung. Diese Bedingungen im Sinne der Betroffenen zu verbessern, ist Ziel dieses Strategiepapiers und der darin formulierten Empfehlungen. Auf Basis zahlreicher Konsultationsgespräche entwickelten die  ProjektpartnerInnen Empfehlungen für Akteurinnen und Akteure in der Bildungsverwaltung und im Bildungsmanagement, die ihre Handlungskompetenz im Umgang mit Antisemitismus in der Schule stärken und bessere Rahmenbedingungen für die Prävention von Antisemitismus schaffen sollen. Hinsichtlich der Qualifizierung von Lehrpersonen in der Aus- und Weiterbildung wurde von der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) ein eigenes Forschungsprojekt gefördert, dessen Ergebnisse ebenfalls ins Strategiepapier einflossen: Link 

Das Strategiepapier versteht sich als Beitrag zur konkreten Operationalisierung der im Jänner 2021 verabschiedeten Nationalen Strategie gegen Antisemitismus der Republik Österreich. Es richtet sich, verbunden mit konkreten Zielen, an politische EntscheidungsträgerInnen, Fachabteilungen des Bildungsministeriums, die Bildungsdirektionen, die Pädagogischen Hochschulen und Einrichtungen der LehrerInnenbildung an Universitäten und an SchulleiterInnen.

Zum Strategiepapier

Vorstellung und Diskussion der Projektergebnisse 

Im Rahmen eines Fachtags am 21. September 2022 an der Modul Universität am Kahlenberg in Wien wurden die Ergebnisse des Projekts einer interessierten Fachöffentlichkeit präsentiert. Die Ergebnisse wurden u.a. in einer moderierten Gesprächsrunde mit Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und Jakob Calice, Geschäftsführer des OeAD, diskutiert.

In unterschiedlichen Workshops wurde eine vertiefende Vorstellung der Projektergebnisse und Empfehlungen ermöglicht. Best-Practice-Beispiele, auch aus anderen europäischen Ländern, ergänzten die theoretischen Inputs. Folgende Workshops standen zur Auswahl:

  1. Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften im Umgang mit Antisemitismus: Vorstellung eines Ausbildungskonzeptes
  2. Umgang mit antisemitischen Vorfällen an Schulen: Intervention und Beratung
  3. Grundsätze und Herausforderungen der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit
  4. Schulqualität und Berufsethos

In einem Abschlussplenum sprachen Manfred Wirtitsch, Abteilungsleiter I/1 Grundsatzabteilung im BMBWF, Benjamin Nägele, Generalsekretär der IKG Wien, Christina Hansen, Universität Passau, Lehrstuhl für Erziehungswissenschaften und Mitglied im Qualitätssicherungs-Beirat des BMBWF, Irmgard Plattner, Vizerektorin Pädagogische Hochschule Tirol und Antonio Martino, Leiter der Stabstelle österreichisch-jüdisches Kulturerbe im Bundeskanzleramt darüber, welche weiteren Schritte nun den Handlungsempfehlungen folgen müssen.

Fachtag am 21.9.: Prävention von Antisemitismus durch Bildung