"Da machen wir nicht mehr mit". Österreichische Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht"

Im Mandelbaum-Verlag ist der Begleitband zur Ausstellung "Was damals Recht war..." erschienen.
Und Ela Hornung präsentiert ihr Buch "Denunziation als soziale Praxis. Fälle aus der NS-Militärjustiz".

Wehrmachtsdeserteure waren in Deutschland und Österreich jahrzehntelang kein Thema. Ihre Weigerung, in Hitlers Vernichtungsfeldzug mitzumarschieren, blieb in der österreichischen Nachkriegsgesellschaft unbedankt und stand außerhalb der erinnerungspolitischen Wahrnehmung. Deserteure waren vielmehr mit Vorwürfen konfrontiert, sie hätten Kameraden und Vaterland verraten. Die dominante Geschichtserzählung, die einerseits Österreich als das »erste Opfer der Hitler’schen Aggression« darstellte, andererseits jene Soldaten als Helden feierte, die das »Dritte Reich« bis zur Kapitulation verteidigt hatten, ließ für anders lautende Interpretationen der Vergangenheit keinen Platz.

Durch die Marginalisierung und Verdrängung der Opfer geriet der Unrechtscharakter der NS-Militärjustiz erst spät ins Blickfeld einer historisch interessierten Öffentlichkeit. Über Jahrzehnte hinweg galten die Wehrmachtgerichte als »Nische der Rechtsstaatlichkeit«. Dabei wurde übersehen, dass die Wehrmachtsjustiz ein willfähriges Instrument im Vernichtungskrieg war, durch deren Urteile zehntausende Menschen – Soldaten und

ZivilistInnen – aus ganz Europa ihr Leben verloren. Die Militärrichter vollstreckten über 15.000 Todesurteile allein an Deserteuren.

Thomas Geldmacher u.a. haben nun den Begleitband zur "Deserteursausstellung" präsentiert: -link

Besprechung von Eva Blimlinger in " Die Presse" (10.12.2010): "Unbedankt und unentschädigt" - link

Zur Thematik siehe: "Blutrichter" Otto Tschadek: - download

Ela Hornungs Buch "Denunziation als soziale Praxis. Fälle aus der NS-Militärjustiz" ist im Böhlau-Verlag erschienen.

Kurztext dazu: "Unter dem Titel "Wehrkraftzersetzung" wurden kritische, humoristische oder einfach nur realistische Äußerungen zu negativen Erfahrungen in der Wehrmacht, an der Front, zur Kriegslage oder zu NS-Größen von der nationalsozialistischen Militärjustiz strengstens bestraft. Anhand eines geschlossenen Bestandes von Prozessakten des Militärgerichts der Außenstelle Wien und ausgewählter Interviews legt Ela Hornung eine quantitative und qualitative Auswertung vor: In detailreichen Fallgeschichten werden biografische und soziale Hintergründe, Motive, Interessen, Konflikte, sowie unterschiedliche Reaktionsweisen der DenunziantInnen und der angezeigten Soldaten sichtbar: Individuelle Motive, private Konflikte vermischten sich mit politischen Inhalten." - link